Münster - Mit dem digitalen Wandel hat sich die Arbeit grundlegend verändert. Besonders jetzt unter den aktuellen Bedingungen der Corona-Pandemie hat der Arbeitsort an Bedeutung verloren. Manche der Beschäftigten im Homeoffice fühlen sich einsam – ihnen fehlt der Austausch im Team. Gleichzeitig sind die Erwartungen an ihre Leistungen nach wie vor hoch. In dieser Spannung aus Vereinzelung und potenzieller Überforderung fragen sich einige, warum sie das eigentlich machen.
Der Zweifel am Sinn der Arbeit führt zur Frage, ob es neue Entfremdungserfahrungen gibt, die durch die Digitalisierung verstärkt werden. Mit den Auswirkungen von Digitalisierung auf das berufliche Leben befasst sich Prof. Dr. Friedericke Hardering von der FH Münster, die am Fachbereich Sozialwesen zum sozialen Wandel in der digitalisierten Gesellschaft lehrt und forscht.
„Die Digitalisierung der Arbeitswelt kann als Treiber eines grundlegenden Strukturwandels der Arbeit verstanden werden“, erklärt die Hochschullehrerin. „Damit stellen sich Fragen nach der Zunahme von Fremdbestimmungen durch Algorithmen, nach Verlusten von Zeitautonomie, neuen Formen der Zergliederung von Arbeit oder Veränderungen von sozialen Beziehungen.“ Mit diesen Fragen möchten sich Hardering und ihr Team in Gruppendiskussionen per Videokonferenz auseinandersetzen. Unter der Überschrift „Zwischen digitalem Stress und neuer Freiheit. Wie erleben Sie digitale Arbeit?“ geht es vor allem um die Erfahrungen der zunehmenden Digitalisierung: was beim Umgang mit den neuen Herausforderungen hilft, wie die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt bewertet wird und welche Wünsche es für die Zukunft gibt.
„Für die Gruppendiskussionen suchen wir Leute, die aktuell überwiegend digital arbeiten, deren Arbeit im weitesten Sinne aus dem Erwerb und der Nutzung von Wissen besteht und die über eine akademische Ausbildung verfügen, etwa für die Berufsfelder Programmierung, Architektur, Ingenieurwesen, Wissenschaft und Beratung“, sagt Hannah Reustle, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Digitale Entfremdung und Aneignung von Arbeit“, das Hardering und Prof. Dr. Oliver Nachtwey von der Universität Basel leiten. Wer Interesse hat, an den Diskussionen teilzunehmen, kann sich anmelden unter www.digitalalienation.eu/teilnehmen-am-forschungsprojekt.
Zum Thema
Ziel des Forschungsprojekts „Digitale Entfremdung und Aneignung von Arbeit“ ist die Entwicklung eines empirisch fundierten Konzepts. Eine zentrale Frage ist, inwieweit die digitale Arbeit in verschiedenen Berufsgruppen des Dienstleistungssektors mit spezifischen Entfremdungserfahrungen einhergeht. Dies geschieht durch eine innovative Form des Zugangs zu subjektiven Entfremdungserfahrungen. Außerdem sollen durch die Studie Einblicke in die Erfahrungen von Beschäftigten unterschiedlicher Qualifikationsebenen gewonnen werden, um auf dieser Grundlage eine empirisch geerdete Definition digitaler Entfremdung zu entwickeln. Alle Infos dazu stehen unter digitalalienation.eu.
FH Münster
Foto: FH Münster / Anne Holtkötter