Nach archäologischen
Untersuchungen, die im Zuge der geplanten Umgestaltung des Marktplatzes
in Geseke (Kreis Soest) nötig sind, haben Archäolog:innen unter
Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nun neue
Erkenntnisse gewonnen: Dort ist eine Pfennig-Münze aus dem 11. bis 12.
Jahrhundert zutage gekommen - neben früheren Befunden aus der Eisenzeit,
Fundamenten des ehemaligen Rathauses, Überresten des alten Pastorats
sowie zahlreichen Bestattungen.
Besiedlung des Marktplatzes vor Christi Geburt
Bereits nach Beginn der Arbeiten im November hatten die Expert:innen
erwartet, hier auf Überreste der Geseker Stadtgeschichte zu stoßen, die
mindestens in das Mittelalter, vielleicht sogar noch weiter
zurückreichen.
In der Nähe des ehemaligen Pastorats stießen die Fachleute auf eine
Grube, aus der sie unter anderem eine große Zahl an Keramikscherben
sowie ein Spinnwirtel, ein Gewicht zum Spinnen, geborgen haben. "Die
Keramikfunde lassen eine Datierung in das 5. bis 1. Jahrhundert vor
Christus zu", konnten die Expert:innen der Außenstelle Olpe der
LWL-Archäologie für Westfalen klären. "Befunde aus der vorrömischen
Eisenzeit in Stadtzentren sind etwas Besonderes, da die
jahrhundertelange und oft dichte Bebauung häufig solche Überreste
zerstört hat", erklärt Dr. Andreas Wunschel, wissenschaftlicher Referent
beim LWL. "Der Bereich des Geseker Marktplatzes wurde demnach schon
weit vor Christi Geburt von Menschen aufgesucht und besiedelt."
Rund 100 Bestattungen und eine Münze
Dass der Platz um die Stadtkirche mehrere Jahrhunderte lang als
Bestattungsplatz genutzt wurde, belegen die rund 100 Skelette, die bei
der Grabung freigelegt und auch von einer Anthropologin begutachtet
wurden. Die typischen christlichen Gräber sind mehrheitlich ohne andere
Funde - weshalb ein Objekt besonders ins Auge sticht: "Im Bereich einer
Grabgrube konnten wir eine Münze bergen, die der Numismatiker Stefan
Kötz näher bestimmt hat", erzählt Wunschel. Bei der Münze handelt es
sich um einen Pfennig aus einer noch unbestimmten Münzstätte in
Westfalen, der in das späte 11. bis frühere 12. Jahrhundert datiert.
Weitere Untersuchungen sollen folgen.
"Die freigelegten Skelette befinden sich noch innerhalb der Bautiefe für
den neuen Marktplatz, weshalb sie ausnahmslos geborgen werden müssen",
erklärt Grabungsleiter Ralf Mahytka. Nach Abschluss der Dokumentation
wird die Mehrzahl der menschlichen Gebeine der Kirchengemeinde zur
pietätvollen Wiederbestattung übergeben. Wenige Knochen werden
allerdings für weitere Forschungen aufbewahrt. So soll mittels
naturwissenschaftlicher Altersanalysen festgestellt werden, ob eventuell
mehrere der Toten aufgrund ihrer Lage einer bestimmten Zeitstellung
zuzuordnen sind.
Fußböden und ein Keller
Das ehemalige Pastorat der Kirche St. Peter, im Nordosten des Marktplatzes gelegen, war 1968 abgerissen worden. Auch hier schauten die Archäolog:innen in den Boden und entdeckten Ziegel- und Steinfußböden einer jüngeren Ausbauphase. Zudem schneidet das alte Pastorat eine Grube aus dem Hochmittelalter, weshalb es erst nach dieser Zeit errichtet worden sein kann.
Die Hoffnungen auf neue Erkenntnisse zum alten Geseker Rathaus haben
sich ebenfalls erfüllt: Ein (Halb-)Keller mit Fundmaterial aus dem
Spätmittelalter und weitere etwa ein Meter starke Fundamente, die sehr
wahrscheinlich dem ehemaligen Rathaus zugeordnet werden können, wurden
freigelegt.
Bei den aufgedeckten Befunden handele es sich um bedeutsame Zeugnisse der Stadtgeschichte und -entwicklung Gesekes rund um die Stadtkirche St. Petri. "Dem Interesse an Schutz, Pflege und Erhalt wird nicht zuletzt dadurch Rechnung getragen, dass die Befundstrukturen von Pastorat und Rathaus mehrheitlich unangetastet im Boden bleiben können. Im Rahmen der Neugestaltungsarbeiten werden sie mit Geovlies und einer darauf aufgebrachten Sauberkeitsschicht überdeckt", erklärt Wunschel das weitere Vorgehen.
LWL
Bannerfoto: EggensteinExca/R. Mahytka. Eine Archäologin beim Freilegen der zahlreichen Bestattungen.
Foto im Text: Blick über die Ausgrabungsfläche: Im Vordergrund der Keller des mittelalterlichen Rathauses.