Münster (lwl). Scherze und kuriose Geschichten sind am 1. April ein weit verbreiteter Brauch. Doch woher kommt diese Tradition eigentlich? "Wann und wie der Aprilscherz entstanden ist, kann heute nicht mehr genau nachvollzogen werden", sagt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission für Alltagskulturforschung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Eine Vermutung gehe auf das Jahr 1530 zurück. In diesem Jahr sollte während des Augsburger Reichstages das Münzwesen reformiert werden. Doch der für den 1. April festgelegte Münztag wurde kurzfristig abgesagt. "Viele Spekulanten hatten aufgrund der Ankündigung im Vorfeld Geld angelegt, das sie durch die Absage verloren und sich stattdessen den Spott ihrer Mitmenschen sicherten", erklärt Cantauw.
Eine andere Entstehungsgeschichte erklärt den Ursprung des Aprilscherzes in der Kalenderreform 1582: Mit der Reform wurde der Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar verlegt. Dadurch verschoben sich einige Fristen, wie beispielsweise die Rechnungslegung. "Wer das vergaß, machte sich damit lächerlich", so Cantauw.
Zwar gibt es viele unterschiedliche Erklärungen zum Ursprung des Aprilscherzes, sie alle eint jedoch die besondere Form des Humors, die mit dem 1. April verbunden wird: "Der Aprilscherz ist im Grunde ein Spiel mit Lüge und Wahrheit. Über diejenigen, die sich als unwissend oder nicht informiert erweisen, wird gelacht - früher wie heute", sagt Cantauw. "Der Aprilscherz wird auch genutzt, um soziale Hierarchien deutlich zu machen oder gar auf den Kopf zu stellen." Solche Späße fänden sich beispielsweise auch unter Handwerkern und Seeleuten, um die Stellung der "alten Hasen" gegenüber den Neulingen zu verdeutlichen: "Die Berufsanfänger und Lehrlinge werden zum Beispiel losgeschickt, um Fantasiegeräte - wie zum Beispiel einen Kurvenbohrer, einen 180-Grad-Winkel oder den Drucklufteimer - zu besorgen."
Mittlerweile ist der Aprilscherz vor allem durch die Medien präsent: Tageszeitungen und Nachrichtensender veröffentlichen weltweit an diesem Tag teils verrückte Neuigkeiten und führen ihre Leserinnen und Leser hinters Licht. 1957 zeigte beispielsweise der britische Fernsehsender BBC einen kurzen Dokumentarfilm über die angebliche besonders erfolgreiche Spaghetti-Ernte in der Schweiz. 1998 kündigte eine Fastfood-Kette in einer Zeitungsanzeige den Burger für Linkshänder mit seitenverkehrter Belegung an. 2019 gibt ein Medienkonzern bekannt, dass eine Software entwickelt wurde, die den Gedanken von Tulpen lauschen kann.
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 29.03.2021