Rund 2000 Beschäftigte des Versandhändlers Amazon sind am Montag aus Protest gegen ihre Arbeitsbedingungen in einen Streik getreten. Die Arbeitnehmervertreter fordern einen Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit.
Betroffen waren Rheinberg, Werne, Koblenz, Leipzig sowie zwei Amazon-Standorte in Bad Hersfeld. Dort beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben jeweils mehrere hundert Mitarbeiter an dem Ausstand - schätzungsweise insgesamt 2000 Beschäftigte ließen demnach die Arbeit ruhen. Von Protestaktionen an den Standorten sahen die Arbeitnehmervertreter angesichts der Pandemie ab, stattdessen riefen sie die Beschäftigten auf, zu Hause zu bleiben.
Amazon hatte enorm von der Schließung weiter Teile des stationären Einzelhandels in der Corona-Krise profitiert. Der Onlineversandhändler verdiene sich an der Krise "eine goldene Nase", kritisierte Verdi. Bei den Beschäftigten herrschten hingegen "permanente Arbeitshetze und Leistungskontrolle".
Amazon selbst erklärte, der Streik habe "keine Auswirkungen auf unser Lieferversprechen". Deutschlandweit arbeiteten mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter in den Logistikzentren planmäßig, auch an den sechs betroffenen Standorten sei "die überwiegende Mehrheit" zur Arbeit erschienen. Amazon-Beschäftigte profitierten von "exzellenten Löhnen, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen", erklärte das Unternehmen zu den Forderungen.
Amazon beschäftigt in Deutschland rund 23.000 Menschen. Auch in anderen Ländern regte sich zuletzt wieder deutlicher Protest gegen die Arbeitsbedingungen bei dem Konzern. In Italien gab es in der vergangenen Woche die ersten Streiks bei Amazon in dem Land, dort protestierten die Beschäftigten gegen ihre Überlastung. In den USA wird mit Spannung das Ergebnis eines Votums in einem Werk in Alabama über eine Gewerkschaftsvertretung erwartet.
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