Münster –
Der Lockdown bremst auch die Berufsorientierung an den Schulen in der
Stadt Münster aus. Schulpraktika und Berufsfelderkundungen (BFE) für die
Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 und 9 können derzeit gar nicht
oder nur zum Teil in Präsenz stattfinden.
Deshalb hat die IHK Nord Westfalen ihre Ausbildungsbotschafter, die bislang persönlich in die Klassenräume gekommen sind, für den digitalen Einsatz geschult. Insgesamt rund 500 Auszubildende können jetzt von den Schulen eingeladen werden, um als Botschafter für eine betriebliche Ausbildung online über ihre Gründe für die Berufswahl, ihre Berufe und ihre Unternehmen sowie über den Ausbildungsalltag zu berichten.
Als eine von zehn Schulen im IHK-Bezirk Nord Westfalen nutzt die PRIMUS Schule Münster die digitale Berufsorientierung bereits. „Digitale Elemente der Berufswahlorientierung können keine persönlichen Erfahrungen vor Ort in einem Betrieb ersetzen. Aber sie sind eine gute Möglichkeit, um Lücken bei der BFE oder anderen Maßnahmen zu schließen. Wir wollen jeder Schülerin und jedem Schüler ein Angebot machen und sind dafür auch bereit neue Wege zu gehen,“ sagt Andreas Thiel, Verantwortlicher für die Berufsorientierung an der PRIMUS Schule Münster. Er begrüßt den Online-Einsatz von Ausbildungsbotschaftern an seiner Schule.
Das Projekt Ausbildungsbotschafter hat die IHK Nord Westfalen 2015 gestartet. In den vergangenen Jahren sind die persönlichen Auftritte der Auszubildenden in den Klassenzimmern an vielen weiterführenden Schulen zum festen Bestandteil der Berufsorientierung geworden. So haben die IHK-Ausbildungsbotschafter manchmal über 8.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr erreicht. Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen waren es im vergangenen Jahr nur rund 1.800 Schülerinnen und Schüler. Deshalb hat die IHK Nord Westfalen den digitalen Einsatz der Ausbildungsbotschafter kräftig ausgebaut.
„Das Angebot eignet sich auch als Baustein einer Online-Berufsfelderkundung in der 8. Klasse“, ist IHK-Projektmitarbeiterin Silke Deutschmann überzeugt. In den Videokonferenzen präsentieren Auszubildende nicht nur ihre Berufe und ihren Arbeitsalltag. Per Chat beantworten die Azubis auch Fragen der Jugendlichen. „Durch den geringen Altersunterschied ist das Berufsorientierung auf Augenhöhe“, berichtet Deutschmann.
„Auch Betriebe profitierten davon, wenn sie in diesen außergewöhnlichen Zeiten über ihre Auszubildenden in Kontakt mit Schülerinnen und Schülern kommen“, so Deutschmann weiter. Mit weiteren Online-Angeboten, zum Beispiel mit digitalen Bewerbungstrainings oder einer digitalen Betriebsführung, könne außerdem die Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern für Ausbildungsplätze unterstützt werden. Deutschmann: „Hier ist die Kreativität und die Bereitschaft für neue Wege sowohl von Schulen als auch von Unternehmen gefragt.“
Dass
die Corona-Pandemie Unternehmen die Suche nach talentierten
Nachwuchskräften noch schwieriger macht, bestätigt Matthias Wytrykus von
der Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, die auch in ihren Filialen in
Münster ausbilden. „Unser Unternehmen beteiligt sich schon seit Jahren
an den Berufsfelderkundungen und wir sind seit Beginn der Pandemie
darüber enttäuscht, dass viele der geplanten Tagespraktika nicht
stattfinden können“, sagt Wytrykus.
„Umso mehr freuen wir uns, jungen Schülerinnen und Schülern dieses Jahr trotzdem die Möglichkeit bieten zu können, sich in ersten Schritten mit verschiedenen Berufsfeldern auseinanderzusetzen und unser Unternehmen kennenzulernen. Das digitale Format ist ein guter Kompromiss, um die Berufsorientierung in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen aufrechtzuerhalten“, so Wytrykus.
IHK Nord Westfalen
Foto: Atelier Oliver Hartmann