Nach Berichten über ein großangelegtes Komplott zum Sturz des jordanischen Königs Abdullah II. ist gegen seinen Halbbruder Hamsa Hausarrest verhängt worden. Der frühere Kronprinz dementierte am Samstag in einem Video, in eine Verschwörung verwickelt zu sein. Die Armee rief ihn auf, alle Aktivitäten zu unterlassen, die der Sicherheit des Landes schaden könnten. Es gab mehrere Festnahmen.
Abdullahs Halbruder, der frühere Kronprinz Hamsa bin Hussein, erklärte in einem Video, das sein Anwalt dem britischem Sender BBC schickte, er stehe unter Hausarrest. Er bestritt, Teil einer Verschwörung zu sein und betonte, er sei "nicht verantwortlich für den Zusammenbruch der Regierungsführung, die Korruption und für die Inkompetenz" in der Führung des Landes.
Es sei nicht mehr möglich, eine Meinung zu äußern oder die Behörden zu kritisieren, "ohne eingeschüchtert, belästigt oder bedroht" zu werden, sagte Hamsa weiter. Die jordanischen Behörden dächten, dass "ihre persönlichen Interessen, ihre finanziellen Interessen und ihre Korruption wichtiger sind als das Leben, die Würde und die Zukunft der zehn Millionen Menschen, die hier leben". Das Land sei "in Korruption, Vetternwirtschaft und Misswirtschaft versunken".
Hamsa sagte weiter, der Generalstabschef der Armee habe ihn aufgesucht und ihm den Hausarrest mitgeteilt. Eine Reihe von Freunden sei verhaftet worden, seine Leibwache sei abgezogen und seine Internet- und Telefonverbindungen gekappt worden.
Die US-Zeitung "Washington Post" hatte zuvor berichtet, Hamsa sei in seinem Palast in Amman "unter Restriktionen gestellt" worden. Dies sei im Rahmen von Ermittlungen zu einem Komplott geschehen, das offenbar auf den Sturz von Abdullah II. abgezielt habe. Der Monarch hatte den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestiegen. Zunächst hatte er entsprechend dem Wunsch seines Vaters Hamsa zum Kronprinzen gemacht, dies aber 2004 widerrufen und seinem eigenen Sohn Hussein diesen Titel verliehen.
Palastvertreter hätten die Verschwörung als "komplex und weitreichend" beschrieben, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf hochrangige Geheimdienstvertreter aus dem Nahen Osten. An ihr seien mindestens ein weiteres Mitglied des jordanischen Königshauses sowie Stammesführer und Vertreter der Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen.
Auf im Internet veröffentlichten Videos war ein großes Polizeiaufgebot in der Nähe des Königspalastes in Amman zu sehen. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Petra wurden "aus Sicherheitsgründen" unter anderem Ex-Finanzminister Bassem Awdallah, früher ein enger Vertrauter des Königs und von 2007 bis 2008 Chef des Palasts, festgenommen sowie Scherif Hassan ben Said. Der Titel Scherif weist darauf hin, dass es sich um eine dem Königshaus nahestehende Person handelt.
Jordaniens Generalstabschef Jussef Huneiti dementierte, dass Hamsa unter den Festgenommenen sei. Entsprechende Berichte seien "nicht wahr", erklärte er. Hamsa sei aber aufgefordert worden, "Aktivitäten zu unterlassen, die genutzt werden könnten, um der Stabilität und der Sicherheit des Königreichs zu schaden".
Es laufe eine Untersuchung, und die Ergebnisse würden später mitgeteilt, kündigte Huneiti an. "Niemand steht über dem Gesetz", betonte der Generalstabschef.
Saudi-Arabien erklärte am Samstag seine "volle Unterstützung für die von König Abdullah II. und Kronprinz Hussein getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität" im Land. Ähnlich äußerte sich der Golfkooperationsrat.
Auch der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, versicherte Abdullah die "volle Unterstützung". Er sei "ein wichtiger Partner der Vereinigten Staaten".
Der Hausarrest des Prinzen und die Verhaftungen kommen nur wenige Tage vor der 100-Jahr-Feier des Königreichs. Am 11. April 1921 hatte der damalige König Abdullah seine erste Regierung gebildet.
lan
© Agence France-Presse