Zum wechselseitigen Verhältnis von Prävention sexualisierter Gewalt zu Sexualerziehung und
-bildung hat die Bundeskonferenz der Präventionsbeauftragten der deutschen (Erz-)Bistümer
zum ersten Mal ein Positionspapier erarbeitet und einstimmig am 20. Januar 2021verabschiedet.
Es wurde bereits intern dem Forum „Leben in gelingenden Beziehungen. Liebe leben in
Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalen Weges vorgelegt und wird in dessen Beratungen
einfließen.
Wie sich die Prävention sexualisierter Gewalt und sexuelle Bildung zueinander verhalten,
beschäftigt seit Längerem sowohl die Wissenschaft als auch die Praktikerinnen und Praktiker
beider Disziplinen. In die aktuellen Diskussionen möchte sich die Bundeskonferenz der
Präventionsbeauftragten nun einbringen. Mit Blick auf die katholische Kirche wurde oft der
Mangel an qualifizierter Sexualpädagogik in vielen ihrer Einrichtungen kritisiert. Fachleute
bewerten dies als Risikofaktor für die Entstehung sexualisierter Gewalt.
Ausgangspunkt ist für die Beauftragten die überarbeitete Rahmenordnung zur Prävention
sexualisierter Gewalt, die die deutschen Bischöfe 2019 verabschiedet haben. Die
Rahmenordnung sieht vor, dass alle pädagogischen Einrichtungen eine Sexualpädagogik
vermitteln sollen, die Selbstbestimmung und Selbstschutz stärkt. Zudem wird sexuelle Bildung
als wichtiges Schnittstellenthema beschrieben.
Inhaltlich formuliert das Positionspapier unter anderem zentrale Annahmen zu Sexualität,
Gewalt und Macht, identifiziert gemeinsame Themen von Präventionsarbeit und sexueller
Bildung und zieht daraus Konsequenzen für die Präventionsarbeit. „Wir haben die Schnittstelle
von Prävention und sexueller Bildung herausgearbeitet“, sagt Ann-Kathrin Kahle vom
Arbeitskreis der Bundeskonferenz Prävention, in dem das Positionspapier erarbeitet wurde.
„Damit beschreiben wir das Zusammenspiel beider Fachbereiche, wovon wiederum beide
profitieren sollen.“ Prävention könne nicht auf Elemente der sexuellen Bildung verzichten,
wenn sie ihrem ganzheitlichen Anspruch genügen wolle: „Denn erfolgreiche Prävention muss
das Recht auf Sexualität und auf Schutz vor sexualisierter Gewalt gleichermaßen beinhalten.“
Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, begrüßt das Anliegen, eine vertiefte Debatte zum Verhältnis von sexueller Bildung und Präventionsarbeit anzuregen: „Seit über zehn Jahren engagiert sich die katholische Kirche in Deutschland intensiv in der Prävention gegen sexuelle Gewalt. Ich bin froh, dass die Präventionsbeauftragten der Bistümer mit diesem Papier auf die wichtige Verbindung von Präventionsarbeit und sexueller Bildung hinweisen und erhoffe mir von der weiteren Beschäftigung mit dem Thema wichtige Erkenntnisse.“
Arbeitskreis sexuelle Bildung der Bundeskonferenz der diözesanen
Präventionsbeauftragten vom 06.04.2021