Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Ostukraine-Konflikt zu einem Abbau der russischen "Truppenverstärkungen" aufgefordert. Dies sei erforderlich, um "eine Deeskalation der Lage zu erreichen", sagte Merkel am Donnerstag in einem Telefonat mit dem Kreml-Chef. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rühmte bei einem Besuch an der östlichen Frontlinie das "Heldentum" der Soldaten seines Landes, von denen im Konflikt mit den pro-russischen Kämpfern seit Jahresbeginn bereits 25 getötet wurden. Zuletzt lösten Berichte über massive russische Truppenverlegungen an die Grenze zur Ukraine im Westen große Besorgnis aus. Selenskyj forderte die Nato daraufhin auf, den Beitritt seines Landes zu der Militärallianz voranzutreiben.
Merkel und Putin hätten sich "besorgt über die Eskalation der Spannungen im Südosten der Ukraine" geäußert, teilte der Kreml zu dem Telefonat zwischen der Kanzlerin und dem russischen Präsidenten mit. Putin warf der ukrainischen Regierung den Angaben zufolge "provokative Handlungen" vor, die "gezielt die Situation an der Front verschärfen".
Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa erklärte, die Unterstützung der Nato für die Ukraine trage "nicht zur Sicherheit" und zur "Beilegung des Konflikts" bei.
Moskau bestreitet, die pro-russischen Kämpfer politisch und militärisch zu unterstützen. Die Ukraine warf Russland in der vergangenen Woche vor, an ihrer nördlichen und östlichen Grenze mehrere tausend Soldaten zu stationieren.
Selenskyj reiste am Donnerstag zu einem Truppenbesuch in den Donbass. Das ukrainische Präsidialamt gab Aufnahmen frei, auf denen zu sehen ist, wie der Präsident mit einem Helm und kugelsicherer Weste Auszeichnungen an ukrainische Soldaten übergibt.
Im so genannten Normandie-Format sollten Russland und die Ukraine gemeinsam mit Frankreich und Deutschland eine Beilegung des Konflikts um die Ost-Ukraine erreichen, was aber nicht abschließend gelang. Der russische Beauftragte für den Ukraine-Konflikt, Dmitri Kosak, kündigte für den 19. April Gespräche der politischen Berater der vier Teilnehmerstaaten des Normandie-Formats an.
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW, die sich für die Verhütung eines Atomkriegs einsetzt, warnte am Donnerstag vor einer Eskalation des Konflikts um die Ost-Ukraine. Die Organisation wies auf das Nato-Manöver Defender Europe 21 hin, bei dem Deutschland zu einer "Drehscheibe für Militärtransporte" werde. Die Bundeswehr sei zwar nur mit 430 Einsatzkräften an dem Manöver beteiligt, habe aber ein Budget von 2,9 Millionen Euro eingeplant.
Die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst sprach sich gegen die Forderung Selenskyjs nach einem schnellen Nato-Beitritt aus. "Der Beitritt zu einem Militärbündnis ist keinesfalls geeignet zu einer Konfliktbearbeitung", erklärte Grabenhorst. Der Weg müsse in Richtung einer "Neutralität der Ukraine" gehen.
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Anja TSOUKANOVA / © Agence France-Presse