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Sachverständiger: George Floyd starb an Sauerstoffmangel

"Man kann seine Augen sehen, er ist bei Bewusstsein, und dann sieht man, dass er es nicht mehr ist", sagte er. "Das ist der Moment, in dem das Leben aus seinem Körper schwindet."

In den USA hat ein Pulmologe im Gerichtsprozess um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd ausgesagt und Sauerstoffmangel als Todesursache festgemacht. Der weiße Ex-Polizist Derek Chauvin habe sein Knie fast die ganze Zeit auf Floyds Hals gedrückt, sagte der Experte Martin Tobin am Donnerstag vor den Geschworenen im Gericht in der Stadt Minneapolis. Er wies Aussagen der Verteidigung zurück, wonach medizinische Vorerkrankungen zu Floyds Tod beigetragen haben könnten. 

Der Mangel an Sauerstoff habe Schäden am Gehirn des Afroamerikaners verursacht, sagte Tobin weiter, der sich eine Videoaufnahme vom Tod des 46-Jährigen nach eigener Aussage "hunderte Male" angesehen hat. Die fehlende Atemluft habe bei Floyd eine Herzrhythmusstörung ausgelöst, die sein Herz schließlich "zum Stillstand brachte", sagte der Sachverständige.

Der Experte erklärte den Geschworenen, an welchen Merkmalen er den Moment erkannte, in dem Floyd gestorben sei. "Man kann seine Augen sehen, er ist bei Bewusstsein, und dann sieht man, dass er es nicht mehr ist", sagte er. "Das ist der Moment, in dem das Leben aus seinem Körper schwindet." Auch nach Floyds letztem Atemzug habe Chauvin ihn weiter auf die Straße gedrückt. 

Die von der Verteidigung angeführten medizinischen Vorerkrankungen wies Tobin als Todesursache zurück. "Ein gesunder Mensch, der erlebt hätte, was Floyd erlebt hat, wäre in Folge dessen gestorben", sagte er.

Chauvins Anwalt Eric Nelson argumentiert, Floyd sei an den Folgen einer Opioid-Überdosis gestorben. Demnach hatte er vor dem Eintreffen der Polizei zwei Pillen geschluckt. Floyds frühere Freundin hat in dem Prozess ausgesagt, in der Vergangenheit zusammen mit Floyd Drogen gekauft zu haben. 

Chauvin ist vor dem Gericht im US-Bundesstaat Minnesota wegen Mordes und Totschlags angeklagt. Dem 44-Jährigen drohen bis zu 40 Jahre Haft, falls er für den am schwersten wiegenden Vorwurf, "Mord zweiten Grades", verurteilt wird. 

Der Polizist hatte am 25. Mai 2020 dem wegen eines mutmaßlich falschen 20-Dollar-Scheins festgenommenen Floyd minutenlang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl dieser mehrfach klagte, er bekomme keine Luft. Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod löste in den USA beispiellose Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Chauvin wurde aus dem Polizeidienst entlassen. 

gap/mkü


© Agence France-Presse