Aktuell infizierten sich laut RKI vor allem sozial Schwache in beengten Wohnverhältnissen. Bei einer Ausgangssperre "können die sich nicht Corona-konform aus dem Weg gehen", so Streeck. Seine Forderung: "Wir schaffen sichere Bereiche draußen, wo die Menschen sich treffen können, anstatt sie weiter zusammenzudrängen." Streeck denkt zum Beispiel an gelüftete Turnhallen mit Sicherheitspersonal. Diese Lösung sei besser als "private Graubereiche, wo keiner sehen kann, ob die Regeln eingehalten werden". Das heiße "Ventile schaffen", betonte er. Dabei könne auch die Außengastronomie eine Rolle spielen, wo das Infektionsrisiko vergleichsweise gering sei.
Verwundert zeigte
sich Streeck über die Alarmrufe von deutschen Intensivmedizinern. In
Frankreich liege die Inzidenz bei 400 auf 100.000 Einwohnern binnen
einer Woche und damit vier Mal höher als in Deutschland. "Die gehen
damit relativ gelassen um", so der Virologe. Hierzulande führten
steigende Inzidenzwerte dagegen zu Warnungen, als ob Deutschland "kurz
vor der Triage steht". Angesichts der unklaren Datenlage nach Ostern
mahnte Streeck "ruhige Abwägung und Langzeitblick" an. Er geht davon
aus, dass sich "Coronaviren saisonal verhalten" und rechnet mit einem
"Abfall des Infektionsgeschehens in den nächsten Monaten", wenn es
wärmer wird. Hinzu kämen die Fortschritte bei der Impfung.
Bildunterschrift: Hendrik
Streeck, Professor und Virologe an der Medizinischen Fakultät der
Universität Bonn.
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