Bei seinen Vorträgen in Garten- und Obstbauvereinen war der Autor und Fachmann B. L. Kühn aus Rixdorf (bei Berlin) mit der Frage konfrontiert worden, „ob ein kleines zuverlässiges Werkchen über den Obst- und Gemüseanbau im Hausgarten“ existiere. Da weder ihm noch jemandem aus seiner interessierten Zuhörerschaft Derartiges bekannt war, sah sich Kühn zu seinem Gartenratgeber veranlasst.
Neben dem Hauptthema des Obst- und Gemüsebaus behandelt er in einem Anhang den Blumengarten („Hausgarten als Ziergarten“). Er gibt Anleitungen zum Schneiden der Bäume, zum Säen, Düngen und Pflanzen, Gießen und Hacken. Den Beschreibungen der einzelnen Früchte und Blumen hat Kühn zum Teil große Zeichnungen an die Seite gestellt, natürlich in schwarz-weiß.
Wer sich für alte Apfel- und Birnensorten interessiert, wird hier fündig. Kein Elstar, Braeburn, Granny Smith! Dafür so wohlklingende Namen wie Rosenapfel, Kaiser Alexander, Lord Suffield. Bei den Birnensorten dominierten französische Sorten wie Triomphe de Vienne, Le Lectier, Marguerite Marillat. Ganz oben auf der Liste der empfohlenen Sorten mit dem Prädikat „eine wirkliche Delicatesse“ stand seinerzeit die neue Sorte Jockisch Butterbirnen. Beliebte Kartoffelsorten waren Frühkartoffel Kaiserkrone, Perle von Erfurt und Frühkartoffel Dr. Boenisch.
Auch dem Weinbau ist ein kleines Kapitel gewidmet; Kühn gibt folgenden Rebsorten den Vorzug: Gutedel (weißer und „rother“), Früher Leipziger, Mallinger. Im ergänzenden Kapitel über den Blumengarten kommt natürlich die Königin der Blumen, die Rose, zur Sprache. Hier empfiehlt der Experte Sorten wie Kaiserin Augusta Viktoria, Grace Darling, Perle des jardins. Wenn das keinen Vorgeschmack auf den Sommer macht!
Anmerkung: Bücher über Gartenkunst und Parks gab es natürlich schon. Und womöglich gab es auch in anderen deutschen Regionen bereits solche praktischen kleinen Ratgeber für Privatgärten.
Kreis Coesfeld
Foto: Kreis Coesfeld