Rund drei Monate vor dem geplanten Beginn der Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) werden aus höchsten japanischen Regierungskreisen erneut Zweifel an der Austragung laut. "Wir müssen die Spiele ohne Zögern absagen, wenn sie nicht länger möglich sind", sagte Toshihiro Nikai, der Generalsekretär der Liberaldemokratischen Regierungspartei: "Wenn die Corona-Infektionen wegen Olympia steigen, weiß ich nicht, wofür die Spiele gut sein sollen."
Nikai gab zwar zu Protokoll, dass Japan die um ein Jahr verschobenen Spiele grundsätzlich zu "einem Erfolg" machen möchte, aber es seien "viele Probleme zu lösen", betonte der zweitmächtigste Politiker der Liberaldemokraten.
Derzeit steigen die COVID-19-Fälle in Japan, das Impfprogramm kommt nur schleppend voran, weniger als ein Prozent der rund 126 Millionen Japaner wurde bislang geimpft. Nach einer neuesten Umfrage der Nachrichtenagentur Kyodo News sprachen sich rund 72 Prozent der befragten Japaner für eine erneute Verlegung oder Absage der Spiele.
Auch die Fachleute melden sich angesichts steigender Infektionszahlen verstärkt zu Wort. Der Chef der Medizinischen Vereinigung Tokios, Haruo Ozaki, zeigte sich besorgt. Die Austragung der Sommerspiele werde "wirklich schwierig", betonte der Mediziner.