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Universität startet kritische Debatte über ihren Namensgeber

Erste Sitzung des wissenschaftlichen Beirats / Diskussionsreihe und Ausstellung in Planung

Die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster hat das Projekt zum Umgang mit dem Namensgeber der Universität gestartet. Zu Jahresbeginn hat die WWU mit Kathrin Schulte eine wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt, die mit dem Leiter der Zentralen Kustodie, Dr. Eckhard Kluth, die Koordination des auf zwei Jahre angesetzten Projekts verantwortet. Zudem tagte Mitte Februar erstmals der neunköpfige wissenschaftliche Beirat. Für weitere Informationen und als Diskussionsplattform steht die Internetseite „Zur Sache WWU“ zur Verfügung (www.uni-muenster.de/ZurSacheWWU), die sich mit dem Projekt weiterentwickeln wird. Über diese ersten Schritte informierte Eckhard Kluth heute (14.4.) den Senat der Universität. "Beim Umgang der WWU mit ihrem Namensgeber gilt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Insofern bin ich froh darüber", betont Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels, "dass es uns gelungen ist, einen Prozess zu initiieren, von dem ich mir eine gute Grundlage für die Entscheidung über eine mögliche Umbenennung der Universität verspreche. Zudem möchte ich alle Bürger dazu ermuntern, sich an der Debatte zu beteiligen."

Seit 1907 trägt die WWU den Namen ihres damaligen Stifters, Kaiser Wilhelm II. Im Jahr 2018 setzte der Senat eine Arbeitsgruppe ein, die "ein Konzept zu einem historisch verantwortlichen Umgang der WWU mit Wilhelm II." erarbeiten sollte. Leitlinie solle "die Beförderung einer kritischen, öffentlichen Auseinandersetzung mit seiner Person sein". Die Arbeitsgruppe unter Leitung des WWU-Historikers Prof. Dr. Olaf Blaschke konstatierte seinerzeit in ihrem Abschlussbericht, "dass Wilhelm II. überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch war". Andererseits habe der letzte deutsche Kaiser die Wissenschaft gefördert und der münsterschen Lehranstalt 1902 wieder den Status einer Universität verliehen. Mit dem Vorschlag, Wilhelm II. zum Namenspatron zu machen, habe man den Kaiser nicht als "Vorbild" und Person als solche, sondern als Stifter und Landesvater ehren wollen.

Das Rektorat und der Senat folgten der Empfehlung der Arbeitsgruppe, die einen "großen Maßnahmenkatalog" vorgeschlagen hatte. So wird beispielsweise im Laufe der kommenden Monate eine öffentliche Diskussionsreihe beginnen. Darüber hinaus soll in Absprache mit Studierenden Informationsmaterial zu Wilhelm II. und seinem politischen Handeln erstellt werden. Schließlich wird das Rektorat die zentralen Erstsemester-Begrüßungen im Herbst jeweils dazu nutzen, die neuen Studierenden über diesen Prozess zu informieren. Die Projekt-Ergebnisse sollen in einer Ausstellung ab Herbst 2022 dargestellt werden. Voraussichtlich im ersten Quartal 2023 werden die WWU-Gremien eine Entscheidung über die Namensfrage fällen.

Dem wissenschaftlichen Beirat gehören an:

• Prof. Dr. Olaf Blaschke, Professor für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Seminar der WWU
• Prof. Dr. Bernd Blöbaum, Professor für Kommunikationswissenschaft und geschäftsführender Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der WWU
• Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs der WWU
• Prof. Dr. Saskia Handro, Professorin für Didaktik der Geschichte und geschäftsführende Direktorin des Instituts für Didaktik der Geschichte an der WWU
• Dr. Corinna Lenhardt, Referentin der Prorektorin für Forschung und der Prorektorin für strategische Personalentwicklung an der WWU
• Dr. Silvia Necker, Leiterin des LWL-Preußenmuseums (Minden) und des LWL-Besucherzentrums im Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Porta Westfalica)
• Norbert Robers, Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Pressesprecher der WWU
• Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin
• Dr. Christoph Spieker, Leiter des Geschichtsorts Villa ten Hompel, Münster


WWU Münster - Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit vom 15.04.2021