Wem kann ich klagen
Der mit mir fühlt?
Wem kann ich sagen,
Was in mir wühlt?
Fragen, mit denen der Schriftsteller Erich Mühsam in Stunden von Bitterkeit und Verzweiflung gerungen hat. Fragen, die viele Menschen heute umtreiben.
Vor mehr als einem Jahr ist die Pandemie über uns hereingebrochen. Sie hat tiefe Wunden geschlagen und auf schreckliche Weise Lücken gerissen – in unserem Land, in Europa, in der ganzen Welt. Und wir wissen: Sie ist immer noch nicht vorbei.
Wir sind ermüdet von der Last der Pandemie, und wundgerieben im Streit um den richtigen Weg. Auch deshalb brauchen wir einen Moment des Innehaltens, einen Moment jenseits der Tagespolitik, einen Moment, der uns gemeinsam einen Blick auf die menschliche Tragödie der Pandemie erlaubt.
Wir wollen und wir müssen der Menschen gedenken, die seit dem Beginn der Pandemie gestorben sind. Wir wollen heute als Gesellschaft derer gedenken, die in dieser dunklen Zeit einen einsamen und oft qualvollen Tod gestorben sind.
80.000 Menschen sind dem Virus in unserem Land bisher zum Opfer gefallen. Mehr als drei Millionen sind es weltweit. Tag für Tag sterben weitere an den Folgen der Infektion. Auch in dieser Stunde ringen Menschen auf den Intensivstationen mit dem Tod.
Aber nicht nur derjenigen, die an Corona gestorben sind, gedenken wir. Viele andere, ohne mit dem Virus infiziert zu sein, waren unter den Bedingungen der Pandemie allein; sind ohne Beistand und Abschied verstorben.
Seit dem Beginn der Katastrophe blicken wir täglich wie gebannt auf Infektionsraten und Todeszahlen, verfolgen Kurvenverläufe, vergleichen und bewerten. Das ist verständlich. Aber mein Eindruck ist, dass wir uns als Gesellschaft nicht oft genug bewusst machen, dass hinter all den Zahlen Schicksale, Menschen stehen. Ihr Leiden und ihr Sterben sind in der Öffentlichkeit oft unsichtbar geblieben. Eine Gesellschaft, die dieses Leid verdrängt, wird als ganze Schaden nehmen.
Also schauen wir heute nicht auf Zahlen und Statistiken, sondern auf die Menschen, die von uns gegangen sind. Frauen und Männer aus allen Regionen unseres Landes. Hochbetagte, Ältere und Jüngere. Wir erinnern an ihre Namen, Gesichter und Geschichten. So unterschiedlich sie waren und gelebt haben: Sie alle fehlen – sie fehlen in ihren Familien und Freundeskreisen, in der Nachbarschaft, im Kreis der Kollegen, in unserer Gesellschaft.
Sie kommen nicht zurück – aber sie bleiben in unserer Erinnerung. Wir vergessen sie nicht.
Wir gedenken heute auch der Menschen, die seit dem Beginn dieser globalen Katastrophe in Europa und auf der ganzen Welt gestorben sind. Die Trauer verbindet uns über Grenzen hinweg. Und die Erfahrung des geteilten Leids bestärkt uns, auch gemeinsam zu handeln, in Europa und weltweit.
Liebe Landsleute, vergessen wir nicht, unter welchen besonderen Bedingungen Menschen in dieser Zeit bei uns gestorben sind. Sterben in der Pandemie, das war und das ist oft ein Sterben ohne Beistand, ohne Abschied.
Manchmal durften selbst Angehörige ihre Nächsten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen nicht besuchen. Viele Menschen sind verstorben, ohne dass ihre Verwandten und Freunde sich von ihnen verabschieden konnten.
Wir denken an alle, die im Moment ihres Todes keine vertraute Stimme hören, kein vertrautes Gesicht sehen konnten. Die sterben mussten ohne ein letztes zärtliches Wort, einen letzten liebevollen Blick, einen letzten Händedruck.
Das zu wissen, zerreißt uns das Herz. Es macht uns unendlich traurig.
Wir denken heute auch an die Ärztinnen und Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger, die in dieser Zeit Tag und Nacht um jedes Leben kämpfen, oft bis zur völligen Erschöpfung und nicht selten darüber hinaus.
Wir denken an all jene, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen, in der Seelsorge und in Hospizen bis zuletzt für Sterbende da sind, die versucht haben, ihnen trotz allem einen Abschied in Würde zu ermöglichen.
Wir sind dankbar für ihre Fürsorge, für ihre Nächstenliebe. Sie alle riskieren ihre Gesundheit, um für andere da zu sein. Nicht wenige haben sich, während sie ihren Beruf ausübten, selbst mit dem Virus angesteckt, einige sind gestorben.
Auch ihnen wollen wir heute Ehre erweisen. Wir verneigen uns mit Respekt vor ihrem selbstlosen Engagement.
Wir gedenken heute der Toten, und wir wenden uns zugleich den Lebenden zu, die um sie trauern. Wir nehmen Anteil am Leid der Hinterbliebenen, die in dieser schwierigen Zeit Halt und Trost suchen, die sich einsam fühlen in ihrer Trauer und oft nicht wissen, wie es weitergehen soll.
Viele von Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, haben in den vergangenen Monaten um Angehörige gebangt, gezittert und geweint. Manche konnten ihre Nächsten geheilt aus den Kliniken abholen; aber viele haben vor verschlossenen Krankenhaustüren gestanden und gefleht, noch einmal zu ihrer Frau oder ihrem Mann gelassen zu werden, zu ihrer Mutter, ihrem Vater, ihrer Tochter, ihrem Sohn.
Es gibt keine Worte für Ihren Schmerz. Aber wir hören Ihre Klage. Wir verstehen Ihre Bitterkeit.
Viele von Ihnen haben mir geschrieben, mit manchen habe ich sprechen können. Sie haben mir von ihrer Verzweiflung berichtet. Ich weiß, dass einige sich unendlich quälen, weil sie sterbenden Angehörigen auf dem letzten Weg nicht beistehen konnten; dass sie sich sogar vorwerfen, ihre Liebsten im Stich gelassen zu haben.
Für manche wiegt der Verlust doppelt schwer, weil ihnen ein letzter Blick auf den Verstorbenen, eine letzte Berührung verwehrt geblieben ist. Andere belastet es schwer, dass sie ihre Angehörigen nicht so bestatten konnten, wie sie und vor allem der Verstorbene sich das gewünscht hätten.
Viele sind überfordert und verzweifelt, weil sie in der Stunde größter Trauer, wenn noch der Schmerz der Todesnachricht einen lähmt, sie ausgerechnet dann Verwandten, Freunden und Bekannten die Teilnahme an der Trauerfeier versagen müssen.
Rituale des Trauerns geben Halt, spenden Trost und stiften Sinn. In der Zeit der Pandemie konnten diese Rituale oft nicht wie gewohnt oder aber gar nicht stattfinden. Viele Trauernde haben Bestattungen, die nur im allerkleinsten Kreis stattfinden konnten, als trostlos empfunden. Sie haben die gemeinschaftliche Trauer vermisst, die Verabschiedung am offenen Grab. Sie haben andere Menschen vermisst, jemanden, der sie in den Arm nimmt und mit ihnen weint.
Viele Trauernde treibt die Befürchtung um, dass ohne dieses gemeinsame Erinnern ihre Toten sang- und klanglos verschwinden, dass sie nicht weiterleben im Gedächtnis der Familien, des Freundeskreises oder der Nachbarschaft. Sie sehnen sich danach, die Verstorbenen mit ihrer ganzen Lebensgeschichte in der Gemeinschaft aufgehoben zu wissen. Möge der heutige Tag allen Trauernden Anlass geben, über den Verlust sprechen zu können.
Einige wenige Hinterbliebene sind heute hier bei uns im Saal. Wir wollen ihre Stimmen hören, stellvertretend für die vielen anderen, die in dieser Zeit um ihre Angehörigen trauern.
Auch an vielen anderen Orten unseres Landes gedenken Menschen heute der Verstorbenen und nehmen Anteil am Schicksal der Hinterbliebenen. Sie zünden Kerzen an, legen Blumen nieder, pflanzen Bäume, lassen an Gedenkstellen ein Gedicht oder ein Gebet zurück.
Gerade jetzt, in der Zeit der Pandemie, brauchen wir solche Orte, an denen wir mit kleinen Gesten zeigen können: Wir sind füreinander da, wir sind uns nah, auch wenn wir immer noch Abstand halten müssen.
Heute wollen wir allen Trauernden unser Mitgefühl ausdrücken, überall in unserem Land. Wir wollen ihnen sagen: Ihr seid nicht allein mit eurem Leid, nicht allein in eurer Trauer.
Wenn wir heute einen Moment innehalten, dann wird uns bewusst, dass das Virus unsere Gesellschaft tiefer erschüttert und verwundet hat, als wir uns das im Alltag eingestehen. Uns wird bewusst, wie schwer uns das alle trifft.
Wir alle spüren Sorge, spüren Ungewissheit. Wir alle leiden unter den Beschränkungen, die wir uns auferlegen mussten und weiter auferlegen müssen, um die Pandemie einzudämmen.
Aber wir wissen auch längst: Das Virus gefährdet nicht alle gleich, und die Beschränkungen setzen nicht allen gleich schwer zu. Deshalb denken wir heute besonders an diejenigen, die diese Krise besonders hart getroffen hat. An die Menschen, die an den Spätfolgen einer Infektion leiden. An jene, die seelisch krank geworden sind vor Einsamkeit und Enge. An Menschen, die Gewalt erlitten haben.
Wir denken an jene, die in wirtschaftliche Not geraten sind und um ihre Existenz bangen. An die Kinder, die auf Schule und Freunde verzichten müssen. An junge Menschen, die ausgerechnet in ihrem Start ins Leben ausgebremst sind.
Sie alle tragen eine außerordentliche Last.
Ich übersehe nicht, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger: Neben der Trauer gibt es bei manchen auch Verbitterung und Wut.
Viele, die mir geschrieben haben, fragen sich, ob bestimmte Einschränkungen, die beschlossen wurden, um die Pandemie einzudämmen, zu viel Freiheit genommen haben. Sie fragen sich, ob bei dem Versuch, Menschenleben zu retten, die Menschlichkeit manchmal auf der Strecke geblieben ist.
Ich verstehe die Fragen, ich verstehe die Verbitterung.
Und ja, es stimmt: Wir haben Menschen Einsamkeit zugemutet, um andere vor Krankheit oder Tod zu schützen. Wir haben unser Leben einschränken müssen, um Leben zu retten.
Das ist ein Konflikt, aus dem es keinen widerspruchsfreien Ausweg gibt. Ich weiß, dass Einschränkungen, die in der Ausnahmesituation der Pandemie notwendig sind, unbeabsichtigt auch Leid und Not verursacht haben. Das ist die bittere Wahrheit.
Aber ich weiß auch: Die Politik musste schwierige, manchmal tragische Entscheidungen treffen, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Wir alle, auch die Politik, haben lernen müssen, haben Fortschritte gemacht. Und wo es Fehler oder Versäumnisse gab, da müssen und werden wir das aufarbeiten. Aber nicht an diesem Tag. Nicht heute.
Meine Bitte ist heute: Sprechen wir über Schmerz und Leid und Wut. Aber verlieren wir uns nicht in Schuldzuweisungen, im Blick zurück, sondern sammeln wir noch einmal die Kraft für den Weg nach vorn, den Weg heraus aus der Pandemie, den wir gehen wollen und gehen werden, wenn wir ihn gemeinsam gehen.
Lassen wir nicht zu, dass die Pandemie, die uns schon als Menschen auf Abstand zwingt, uns auch noch als Gesellschaft auseinandertreibt!
Liebe Landsleute, die Pandemie erinnert uns an etwas, das wir allzu gern verdrängen: dass wir verletzliche und sterbliche Wesen sind. Nicht alles lässt sich planen, berechnen, absichern und beherrschen. Wir haben nicht alles im Griff. Schon gar nicht den Tod.
Auch wenn die Medizin immer mehr Krankheiten heilen, immer mehr Leben retten kann: Wir alle stehen dem Tod letztlich ohnmächtig und ratlos gegenüber, und es fällt uns schwer, das hinzunehmen. Die Pandemie lehrt uns Demut gegenüber dem Unverfügbaren.
Diese Erfahrung mag eine große Enttäuschung sein, eine Kränkung eines so sehr auf Selbstoptimierung gerichteten Zeitgeists. Aber ich glaube, dass diese Erfahrung auch heilsam sein kann. Im Angesicht von Krankheit und Tod fragen wir uns, was im Leben wirklich wichtig ist. Und wir erkennen: Was zählt, ist nicht nur die Sorge um das eigene Wohlergehen, sondern auch die Sorge um das Leben und die Gesundheit anderer.
Vom ersten Tag dieser Pandemie an haben wir das miteinander erfahren. Vom ersten Tag an sahen wir, wie viel Gemeinsinn, wie viel Mitgefühl in dieser Gesellschaft stecken. In allen Teilen unseres Landes waren Menschen füreinander da – und sind es immer noch. Viele setzen sich in ihrem Beruf, im Ehrenamt, in der Nachbarschaft, in der Familie unermüdlich für jene ein, die die Krise mit voller Wucht getroffen hat.
Diese Mitmenschlichkeit – sie ist ein Lichtblick in dunkler Zeit. Und ich glaube, das ist die existenzielle, die bleibende Erfahrung der Pandemie: Wenn es hart auf hart kommt, sind wir auf andere angewiesen – und andere auf uns!
Diese Lehre werden wir mit uns tragen, sie wird uns prägen, jeden und jede. Und ich glaube: Sie kann auch die Gesellschaft prägen, in der wir leben werden; die Zukunft, in die wir aufbrechen.
Wir werden von dieser Pandemiezeit gezeichnet sein, aber auch an ihr wachsen. Wir werden die Pandemie hinter uns lassen! Wir werden aufatmen und wieder freier leben!
Und wir sind auf dem Weg dorthin. In Rekordzeit haben Wissenschaftler Impfstoffe entwickelt, und Tag für Tag erreichen mehr Menschen durch die Impfung das rettende Ufer. Wir werden uns als Menschen wieder nahe sein, und als Gesellschaft vereint.
Dass das möglich ist, dass wir einander verbunden sind, auch mitten in der Pandemie, das spüren wir gerade heute, in dieser Stunde, in der wir gemeinsam innehalten.
Wir sehen die Wunden, die die Pandemie geschlagen hat. Wir gedenken der Verstorbenen. Und wir fühlen mit den Lebenden, die um sie trauern.
Bleiben wir beieinander, und geben wir acht aufeinander.
English Version
Federal PresidentFrank-Walter Steinmeierat the central event in memory of the victims of the COVID-19 pandemicin Berlin on 18 April 2021
Whom can I cry out to
Who feels with me?
Whom can I tell
What is churning within me?
Questions that the writer Erich Mühsam grappled with at a time of bitterness and desperation.
Questions that are on many people’s minds today.
The pandemic descended upon us more than one year ago. It has opened up deep wounds and torn holes in a terrible way –in our country, in Europe, throughout the world. And we know that it is not over yet.
We are worn down by the burden of the pandemic and sore from the wrangling over the right course of action. This is another reason why we need a moment to pause and reflect, a moment beyond day-to-day politics, a moment that allows us, collectively, to consider the human tragedy of the pandemic.
We want to and we must remember the people who have died since the pandemic began.
Today, we want, as a society, to remember those who died a lonely and often painful death at this dark time. Eighty thousand people have fallen victim to coronavirus in our country to date. Around the world, the victims number almost three million. Each and every day, further people are dying after getting infected. People are fighting for their lives in intensive care units as we speak.
But we are not only commemorating those who have died of coronavirus. Many others who were not infected with the virus were Berlin, alone against the backdrop of the pandemic; they died without succour or a proper farewell.
Since the disaster started, we have been obsessing over infection rates and the number of deaths each day, have followed lines of curves and made comparisons and assessments. That is understandable. However, I have the impression that we, as a society, have not reminded ourselves often enough that individual destinies, human lives, are behind all of these numbers. Their suffering and death have often remained invisible in the public eye. A society that ignores this suffering will suffer as a whole.So our focus today is not on numbers and statistics, but on the people that we have lost. Women and men from all regions of our country. The very elderly, but also people of all ages. We call to mind their names, faces and stories. For all of their differences and the different ways in which they lived, they are all missed –by their families and friends, by their neighbours and their colleagues, by our society. None of them will come back –but they remain in our memories. We will not forget them.We are also commemorating those who have died in Europe and around the world since the beginning of this global disaster. We are united in mourning them across borders. And the experience of sharing in sorrow encourages us to take joint action, in Europe and around the world.
Fellow citizens,let us not forget the unique circumstances under which people have died during this time in our country. Dying in the pandemic was and is often a death without succour or a proper farewell.Sometimes even relatives were not allowed to visit their loved ones in hospitals, care homes or hospices. Many people have died without their relatives and friends being able to say goodbye to them.
We call to mind all those who, at the moment of their death, were unable to hear a familiar voice or see a familiar face.Who had to die without hearing a final gentle word, a final loving look, a final squeeze of their hand.The knowledge of this breaks our hearts. And it fills us with infinite sadness.
We also call to mind today the doctors and nurses who are fighting at this time day and night to save each and every life, often to the point of complete exhaustion and, in many cases, even beyond. We call to mind all those who tend to the dying in hospitals and care homes, in pastoral care and in hospices to the last, who have endeavoured – in spite of everything –to enable them to die in dignity. We are grateful for their care and their compassion. All of them put their health on the line to be there for others. Many have, while going about their work, also been infected with the virus, and some have died. We want to honour them today and bow with respect before their selfless dedication.
We are commemorating the dead today, and we also want to remember the living who mourn them. We share in the suffering of those left behind, who seek solace at this difficult time, who feel lonely in their grief and often do not know what to do next. Many of you, esteemed fellow citizens, have feared for and shed tears over their loved ones in the past months. Some were able to pick them up from clinics following their recovery; but many stood outside barred hospital doors, begging to be allowed to see their wife or their husband, their mother, their father, their daughter or son, one last time.There are no words for your pain. But we hear your cries. We understand your bitterness.Many of you have written to me, and I have had, in some cases, an opportunity to hold personal conversations. I heard stories of desperation. I know that some people are tormented by the fact that they were not able to accompany their dying loved ones on their final journey; that they even accuse themselves of having abandoned their nearest and dearest.
Some find their loss twice ashard to bear because they were denied the chance to see or touch the dying one last time. The fact that they were not able to bury their relatives as they and, above all, the departed themselves would have liked weighs heavily on others. Many are overwhelmed and brought to the brink of despair as they, at a time of the greatest mourning, when they are still paralysed by the pain of hearing the news of their loved one’s death, cannot, precisely then, allow relatives, friends and acquaintances to attend the funeral.Rituals of mourning give us comfort and solace as well as a sense of meaning. During the pandemic, such rituals often could not take place as we are accustomed, or sometimes even had to be dispensed with entirely. Many mourners have found funerals that can only take place with the very smallest number of attendees to be a bleak and bitter experience. They missed the act of mourning together, of saying goodbye by the open grave. They missed other people, someone to give them a hug or to weep withthem. Many mourners fear that –in the absence of the act of joint remembrance –their dead might disappear without so much as a word, that they will not live on in the collective memory of their families, friends and neighbours. They long for assurancethat the dead can take their rightful place in the community with their life stories.
May today give all those who mourn an opportunity to speak about their loss. A small number of those left behind are with us here today. We want to hear their voices, on behalf of the many others who mourn loved ones at this time. In many other places in our country today, people are likewise commemorating the dead and sharing inthe fate of those left behind. They are lighting candles, laying flowers, planting trees and leaving poems or prayers at memorials. Especially now, during the pandemic, we need such places where we can show with small gestures that we are there for eachother, we are close to each other, even if we still have to keep our distance from one another.Today, we want to express our condolences to all those who mourn, up and down our country. We want to tell them that they are not alone in their suffering, not alone in mourning. When we pause and reflect for a moment today, then we become aware of the fact that the virus has shaken and wounded our society more deeply that we might admit in our daily lives. And we are aware of how profoundly it affects usall.All of us feel a sense of concern and uncertainty. All of us are suffering under the restrictions that we have had to and continue to impose on ourselves in order to contain the pandemic.But we have also long been aware of the fact that the virus does not threaten everyone in equal measure and that these restrictions do not burden everyone to the same degree.
Today, we think of those who have been especially hard hit by this crisis. Of the people who are suffering from long-term effects of COVID. Of those who suffer from psychological ailments in the wake of loneliness and cramped conditions. Of people who have suffered violence. We think of those who face economic hardship and whose livelihoods are on the line. Of children who are unable to go to school or see their friends. Of young people who are held back just as they were about to get started in life. All of them are shouldering an immense burden.I am fully aware that some of those who mourn may also feel bitterness and anger.Many who have written to me ask themselves whether certain restrictions that were adopted in order to contain the pandemic have taken away too much of our freedom. They ask themselves whether, in the attempt to save human lives, humanity has sometimes fallen bythe wayside. I understand these questions, and I understand this bitterness. And yes, it is true that we have made people lonely in order to protect others from sickness and death. We have had to impose restrictions on our lives in order to save lives. This is a conflict that is beset with contradictions. I know that the restrictions required in the emergency situation that is the pandemic have unintentionally caused suffering and hardship. That is a bitter truth. But I also know that politicians had to take difficult, sometimes tragic decisions in order to prevent an even greaterdisaster. All of us, including politicians, have had to learn, have made progress. And we will have to get to the bottom of whatever mistakes or shortcomings there have been. But not now. Not today.What I’m asking you today is this: let us talk about pain and suffering and anger. But let us avoid getting caught up in apportioning blame, in looking back, but instead gather our strength once again for the way ahead, the way out of the pandemic that we want to and we will tread if we go down this path together.
Let us ensure that the pandemic, which forces us to keep our distance from one another as human beings, does not drive us apart as a society.
Fellow citizens,the pandemic reminds us of a fact of life that we are all too keen to suppress, namely that we are vulnerable and mortal beings. Not everything can be planned, quantified, safeguarded or controlled. We do not have a firm grip on everything, least of all death. Even though medical science is able to heal ever more diseases and save ever more lives, all of us are powerless and forlorn in the face of death at the end of the day, even if we find this difficult to accept. The pandemic teaches us humility in the face of the inaccessible. This experience may be a big disappointment, an affront to our zeitgeist, which is strongly geared to self-improvement. But I believe that this experience can also be healing in nature. Faced with sickness and death, we ask ourselves what is genuinely important in our lives. And we acknowledge that what matters is not only our concern about our own wellbeing, but also our concern for the lives and health of others.We have experienced this together since day one of the pandemic.
From day one, we have seen how much community spirit and compassion are inherent to this society. In all parts of our country, people were there for each other –and they continue to be so to this day. Many are working tirelessly in their jobs and voluntary work, in their neighbourhoods and families, to help those whom the crisis hashit with full force. This humanity is a beacon of light in dark times.
And I believe that the existential, enduring experience of the pandemic is this: we depend on others when the chips are down –and others depend on us.We will carry this lesson with us going forward; it will shape each and every one of us. And I believe that it can also shape the society in which we will live and the future that we will embark upon
.We will be marked by this pandemic, but will also grow as a result of it.
We will leave this pandemic behind us.
We will breathe again and live more freely once more.
We are on the way to achieving this. Scientists have developed vaccines in record time, and, day by day, more people are reaching the shores of salvation thanks to being vaccinated.
We will be close to one another as fellow human beings once more, and united as a society.
The fact that this is possible, that we are connected to each other, also in the midst of the pandemic, is something that we sense especially today, right now, in the act of pausing and reflecting together. We see the wounds that the pandemic has inflicted. We remember those who have died. And we feel with the living who mourn them.
Let us stick together and look out for one another.