Moskau bestellte am Sonntag den tschechischen Botschafter Vitezslav Pivonka ins Außenministerium ein und nannte die Ausweisung der russischen Diplomaten einen "feindlichen Akt". Vor der Einbestellung hatte das Ministerium mitgeteilt: "Wir werden Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, die die Urheber dieser Provokation zwingen, ihre volle Verantwortung für die Zerstörung der Grundlage der normalen Beziehungen zwischen unseren Ländern zu verstehen.
Die tschechische Regierung hatte am Samstag angekündigt, wegen der mutmaßlichen Verwicklung Moskaus in die Explosion 18 russische Diplomaten auszuweisen. Die Mitarbeiter der Prager Botschaft wurden demnach als Agenten der russischen Geheimdienste enttarnt. Im Zusammenhang mit der Explosion wird auch nach zwei Russen gefahndet, die für den Anschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien verantwortlich sein sollen.
Ministerpräsident Andrej Babis sagte, es gebe "klare Beweise" dafür, dass Angehörige des russischen Militärgeheimdienstes GRU in die Explosion in einem Munitionslager nahe dem Dorf Vrbetice verwickelt waren, bei der zwei Menschen getötet wurden.
Die tschechische Polizeieinheit gegen organisiertes Verbrechen (NCOZ) teilte mit, im Zusammenhang mit der Explosion werde auch nach zwei Verdächtigen gefahndet, deren Pässe auf die Namen Alexander Petrow, geboren 1979, und Ruslan Boschirow, geboren 1978, ausgestellt seien. Nach ihnen wird auch wegen des Giftanschlags auf Skripal 2018 in Großbritannien gesucht. Auch bei ihnen handelt es sich mutmaßlich um GRU-Agenten.
Skripal und seine Tochter Julia, die beide dem Nervengift Nowitschok ausgesetzt wurden, überlebten den Anschlag, für den London Moskau verantwortlich macht. Russland hat eine Verwicklung in den Giftanschlag stets zurückgewiesen.
Babis sagte, die Ausweisung der Diplomaten habe die volle Unterstützung von Präsident Milos Zeman. Der linksgerichtete Staatschef pflegt enge Verbindungen mit Moskau und Peking. Zeman hatte wiederholt den tschechischen Geheimdienst BIS kritisiert, der russische Geheimdienste für Cyberangriffe auf das tschechische Außenministerium und andere Ziele verantwortlich gemacht hatte.
Moskau vermutet hinter der Ausweisung seiner Diplomaten aus Tschechien den Einfluss Washingtons. "In ihrem Wunsch, den USA vor dem Hintergrund der jüngsten US-Sanktionen gegen Russland zu gefallen, haben die tschechischen Behörden in dieser Hinsicht sogar ihre Herren jenseits des großen Teichs übertroffen", erklärte das Außenministerium.
Die USA hatten vor wenigen Tagen wegen mutmaßlicher russischer Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl vom vergangenen November und eines Cyberangriffs zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Außerdem wurde die Ausweisung von zehn russischen Diplomaten aus den USA verkündet.
Russland weist die Spionagevorwürfe regelmäßig als Teil einer von den USA oder Großbritannien gesteuerten "russlandfeindlichen Kampagne" zurück, während Experten sagen, dass die verdeckten russischen Spionageaktivitäten in Europa einen neuen Höhepunkt seit dem Kalten Krieg erreicht haben.
lan
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