Hedayatullah Tajik, afghanischer Asylbewerber, erzählt freudig von seinen jüngsten Erfolgen. Er ist kürzlich als bester Azubi mit Migrationsgeschichte ausgezeichnet worden. Das ist die Krönung eines langen und anstrengenden Entwicklungsprozesses, welcher durch viel Eigeninitiative geprägt ist. „Ich will anderen Flüchtlingen Mut machen! Mit meiner Geschichte möchte ich anderen Menschen die Angst nehmen und der Gesellschaft etwas zurückgeben“, so Tajik hoffnungsvoll.
Um sich einzubringen, hat Hedayatullah Tajik einen D*lmetscherkurs absolviert. Als ehrenamtlicher Laien‐D*lmetscher unterstützt er neben seiner Ausbildung andere Geflüchtete etwa bei Arzt‐ oder Behördengängen. „Er ist ein engagierter junger Mann. Man merkt, dass er sich gerne für seine Mitmenschen einsetzt“, sagt Patrick Stolze, WIR‐Koordinator im Fachbereich Soziale Dienste und Migration im Landkreis Kassel, über Tajik. Er würde den jungen Afghanen am Liebsten noch öfter einsetzen, weil Hedayatullah Tajik gute ehrenamtliche Arbeit mit anderen Geflüchteten leiste.
„Ich fühle mich angekommen“, bestätigt Tajik auf Nachfrage. Nette Kollegen und viele Freunde lenken ihn von seiner Sehnsucht nach seiner Familie, die im Iran lebt, ab. „Jetzt lebe ich hier. Zwar habe ich noch keine feste Aufenthaltsgenehmigung, aber ich bringe mich weiter ein“ so Tajik. Das hat er auch mit seiner Kandidatur für den Ausländerbeirat des Landkreises bewiesen. Auch wenn er es dieses Mal nicht geschafft hat, wolle er weiter aktiv sein. Nach Möglichkeit wolle er bei der nächsten Wahl erneut kandidieren. „Wir freuen uns, wenn sich junge Menschen für den Ausländerbeirat engagieren möchten. Herr Tajik ist auch in Zukunft ein gern gesehener Gast bei den Sitzungen“, sagt Gabriele Lengemann, Beauftragte für den Ausländerbeirat, vom Landkreis Kassel.
Tajik floh im Dezember 2015 gemeinsam mit seiner Schwester nach Deutschland. „Fünfundfünfzig Tage waren wir unterwegs. Als wir hier angekommen sind, wollte ich sofort Deutsch lernen“, erzählt der heute 24-Jährige. Ihm sei es wichtig, die Sprache des Landes zu sprechen in dem er Zuflucht sucht. Als Afghane habe er zunächst keine Berechtigung für die Teilnahme an einem Sprachkurs erhalten.
Mitarbeitende der Gemeinschaftsunterkunft Wolfhagen, in der er in dieser Zeit lebte, haben seinen starken Willen erkannt und ihn für einen Deutschkurs vorgeschlagen. „Das war ein wichtiger Schritt für meine Entwicklung. Anschließend konnte ich meinen Hauptschulabschluss an einer Schule in Kassel nachholen“, so Tajik. Er habe alle Angebote für Nachhilfe genutzt, um seinen Abschluss zu machen. Hedayatullah Tajik konnte seinen Hauptschulabschluss mit „sehr gut“ abschließen.
Nach seinem Schulabschluss konnte der junge Afghane eine Ausbildung beim Niestetaler Solarkonzern SMA absolvieren. Dort habe er große Unterstützung erhalten und würde auch in seiner weiteren Entwicklung gefördert. Derzeit nimmt Tajik an einer Weiterbildung zum Techniker teil. „Mein Traum war einmal Softwareingenieur zu werden. Jetzt werde ich Techniker mit Spezialgebiet Netzwerkkommunikation, das ist so ähnlich“, freut sich Tajik. Er blicke voller Hoffnung in die Zukunft.
Landkreis Kassel
Foto: Privat. Hedayatullah Tajik ist privat, neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, gerne sportlich unterwegs.