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Putins Widersacher

Bei Demonstrationen für den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sind am Mittwoch in Russland nach Angaben einer unabhängigen Beobachtergruppe bereits fast 200 Menschen festgenommen worden.

Während in der Hauptstadt Moskau und der Metropole St. Petersburg die Solidaritätskundgebungen für den inhaftierten Oppositionellen erst um 20.00 Uhr MESZ starten sollten, gingen im Fernen Osten des Landes ebenso wie im Uralgebiet und in Sibirien die Menschen schon früher auf die Straßen.

Anhänger Nawalnys veröffentlichten auf Twitter Videos von Demonstrationen in verschiedenen Städten, bei denen Menschen die Freilassung des 44-Jährigen forderten und immer wieder Parolen gegen Präsident Wladimir Putin skandierten. Unter anderem riefen sie "Putin ist ein Mörder" und "Nieder mit dem Zaren" - in Anspielung auf Vorwürfe, dass der Präsident Russland autokratisch wie ein Zar regiere. 

Nach Angaben der unabhängigen Beobachtergruppe OVD-Info wurden mindestens 198 Menschen festgenommen. Bereits im Vorfeld der Demonstrationen waren Sicherheitskräfte massiv gegen Anhänger Nawalnys vorgegangen. In fast 30 Städten gab es laut OVD-Info Durchsuchungen und Festnahmen.

Nawalnys Gesundheitszustand hat sich nach Angaben seiner Unterstützer massiv verschlechtert, Ende März trat er in der Haft im Straflager in einen Hungerstreik, um Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung zu erhalten. Seine Ärzte warnten zuletzt vor der Gefahr eines Herzstillstandes bei dem 44-Jährigen.

Auch UN-Menschenrechtsexperten fürchten um das Leben Nawalnys. Dessen Leben sei "in ernsthafter Gefahr", hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung von vier von der UNO ernannten Experten, die aber nicht in ihrem Namen sprechen. "Wir sind sehr beunruhigt, dass Herr Nawalny unter Bedingungen festgehalten wird, die als Folter oder grausame beziehungsweise unmenschliche Behandlung  angesehen werden könnten."

Der Kreml-Kritiker müsse von seinen eigenen Ärzten besucht werden dürfen "und für eine dringende medizinische Versorgung ins Ausland evakuiert" werden können, forderten die für Meinungsfreiheit, Folter, Hinrichtungen sowie das Recht auf physische und mentale Gesundheit zuständigen Experten.

jes/ck


© Agence France-Presse