Lünen. Mit Delfinen schwimmen, während gerade ein Eingriff an der eigenen Lunge vorgenommen wird? Das Team der Thoraxchirurgie an der Klinik am Park Lünen macht das möglich. Um Ängste und Risiken einer Vollnarkose zu umgehen werden Patienten in wachem Zustand operiert. Eine Virtuell-Reality-Brille sorgt für Ablenkung.
Dr. Bassam Redwan, leitender Oberarzt der Thorxchirurgie Klinik am Park Lünen, operierte jetzt zwei Patienten im wachen Zustand an der Lunge. Viele Patienten haben Angst vor einer Vollnarkose. Gerade auch ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen wünschen sich immer mehr andere Alternativen. Aus diesem Grund hatte das Team rund um Chefarzt Dr. Burkhard Thiel Besuch von Dr. Patrick Zardo und Dr. Daniel B. Jäger von der Medizinischen Hochschule Hannover. Gemeinsam wurden modernste Techniken getestet.
Der große Unterschied ist, dass die Patienten nicht mehr beatmet werden müssen und auf die Vollnarkose verzichtet werden kann. Somit entfallen gerade bei älteren oder vorerkrankten Patienten die Risiken einer solchen Narkose und sie können bereits nach der Operation selbständig vom OP-Tisch in ihr Bett wechseln. Dr. Daniel B. Jäger ist Facharzt für Anästhesie in Hannover. Er erklärt: "Das Verfahren ist bereits sehr gut erprobt. Gerade für ältere Personen bietet diese Methode viele Vorteile." Bei dem Eingriff benutzte das Team zusätzlich einen Sensor, den der Patient am Finger trägt. Er misst vier Parameter und berechnet daraus einen Wert, der dem Anästhesisten mitteilt, ob der Patient gerade optimal versorgt ist, z.B. mit Schmerz- oder leichten Beruhigungsmitteln.
Die Herausforderung für Dr. Bassam Redwan ist dabei, dass die Lunge sich durch die selbständige Atmung weiterhin bewegt. "Das ist natürlich etwas ganz anderes als bei einer Vollnarkose. Wir achten hier unter anderem genau auf die Schmerzreize. Diese Operationen sind alle minimal-invasiv und wir müssen hier auf viele Dinge, die unter einer Vollnarkose wegfallen würden, besonders achten" so Dr. Bassam Redwan.
"Wir testen zusätzlich den Einsatz einer Virtuell-Reality-Brille. Durch die Brille wird der Patient abgelenkt und kann während des Eingriffs in seine eigene Welt abtauchen. Man kann mit Delfinen schwimmen, auf Safari gehen, über den Wolken schweben und vieles mehr. Dadurch bekommt man die äußeren Einflüsse im OP nicht so stark mit, die Schmerzreize sind niedriger und der Eingriff wird als weniger unangenehm erlebt" so Dr. Patrick Zardo, Bereichsleiter der Thoraxchirurgie der medizinischen Hochschule Hannover.
Klinikum-Westfalen GmbH vom 21.04.2021