Die Ärzte warnten unter anderem vor einem möglichen Nierenversagen, schweren neurologischen Schäden sowie vor einer schweren Hyponatriämie - einer Form von Elektrolytstörung - bei Nawalny. "Wenn der Hungerstreik auch nur noch für kürzeste Zeit andauert, werden wir leider niemanden mehr haben, den wir heilen können", mahnten sie. Die Ärzte appellierten an die Behörden, ihnen Zugang zu ihrem Patienten zu gewähren und Nawalny in ein Krankenhaus in Moskau zu verlegen, wo er "angemessen behandelt" werden könne.
Nawalny, der prominenteste russische Kritiker von Präsident Wladimir Putin, befindet sich derzeit in einem Krankenhaus im 180 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Wladimir. Seinen Eintritt in den Hungerstreik hatte er damit begründet, dass die Gefängnisverwaltung ihm eine angemessene medizinische Versorgung verwehre. Seinen Unterstützern zufolge hat sich der Gesundheitszustand des 44-Jährigen massiv verschlechtert.
Nawalny hatte im August des vergangenen Jahres einen Anschlag mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe knapp überlebt. Nach dem Anschlag, für den Nawalny den Kreml verantwortlich macht, wurde er nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar wurde er festgenommen und später wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt. Für Nawalnys Freilassung gingen am Mittwoch tausende Menschen in ganz Russland auf die Straße. Nach Aktivistenangaben wurden dabei etwa 1900 Menschen festgenommen.
isd/dja
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