Auf Einladung von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr kamen im Krisenstab Wirtschaft erneut Vertreterinnen und Vertreter des Kreises Coesfeld, der Städte und Gemeinde, der Agentur für Arbeit und der Wirtschaftsverbände zusammen, um über die wirtschaftliche Lage im Kreis zu beraten. Gesamtwirtschaftlich ist die Lage im Kreis nach wie vor stabil.
Das bestätigte Rolf Haiber von der Agentur für Arbeit, der einen Überblick über die aktuellen Arbeitsmarktdaten gab. Nachdem zu Beginn der Pandemie rund ein Drittel der Betriebe im Kreis Coesfeld Kurzarbeit angemeldet hatte und davon fast 40 % aller Beschäftigten betroffen waren, hat sich das Ausmaß der Kurzarbeit im Nachgang glücklicherweise als weit weniger groß herausgestellt.
Etwa 1.100 Betriebe sind aktuell tatsächlich in Kurzarbeit, das normale Arbeitsvolumen ist im Durchschnitt um 25-30 % verringert. Die Arbeitslosenquote ist zwar auch im Kreis Coesfeld deutlich auf aktuell 3,1 % angestiegen, befindet sich aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Ulrich Müller, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Coesfeld bestätigte die stabile gesamtwirtschaftliche Lage für das Handwerk insgesamt. Er lenkte den Blick aber auf die Branchen, die besonders von den Einschränkungen der Pandemie betroffen sind. Inzwischen seien vermehrt Insolvenzen zu beobachten, zum Beispiel im Friseurhandwerk, so Müller.
Auch Karin Eksen für den Handelsverband Westfalen-Münsterland und Renate Dö*ling für den Dehoga Westfalen bestätigen die schwierige Lage für den Einzelhandel und das Gastgewerbe. Der lange Lockdown beeinträchtigt die Branchen massiv; der wirtschaftliche Druck nimmt deutlich zu. Hinzu kommt die enorme Unsicherheit bei aktuell tendenziell steigenden Inzidenzen.
Click & Collect-Angebote oder Lieferservices sind bei weitem nicht in der Lage, die Umsatzeinbußen aufzufangen. Auch in diesen Brachen zeichnen sich bereits Geschäftsaufgaben ab. Gerade im Gastgewerbe hat die fehlende Perspektive zudem dazu geführt, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Branchen gewechselt sind. Nach Auslaufen der Pandemie müsse damit in der Gastronomie mit einem nochmals verschärften Fachkräftemangel gerechnet werden, warnt Dö*ling.
Die pandemiebedingt beschleunigten Veränderungen im stationären Einzelhandel hat die Bezirksregierung Münster zu Anlass genommen, verstärkt die Auswirkungen auf die Entwicklung der Innenstädte in den Blick zu nehmen. Darüber berichtete Ralf Weidmann, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung. Das Regionale Coronaforum, ein Arbeitskreis verschiedener Wirtschaftsexperten, den Regierungspräsidentin Feller ins Leben gerufen hat, erarbeitet dazu Empfehlungen, wie sowohl kurzfristig der Handel in den Innenstädten wiederbelebt, als auch mittel- bis langfristig der Strukturwandel in den Innenstädten erfolgreich gestaltet werden kann.
Besonderes Augenmerk richtete der Krisenstab Wirtschaft ferner auf den Ausbildungsmarkt. Im Vergleich zu letzten Frühjahr ist die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden um 13 % massiv zurückgegangen. Hauptproblem ist dabei, dass die Schülerinnen und Schüler nicht durch persönliche Angebote der Ausbildungsberatung in den Schulen erreicht werden können.
Digitale Formate sind zwar aufgebaut, können aber das persönliche Gespräch nicht ersetzen. In dieser Phase kommt den Eltern eine noch stärkere Rolle bei der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf für ihre Kinder zu. Ein Unterstützungsangebot für Eltern ist die Internetplattform „Aus(bildungs)checker – Ausbildung im Münsterland“, die Julia Roesler, Leiterin der Regionalagentur Münsterland, vorstellte.
„Es ist erfreulich, dass wir im Kreis Coesfeld auch wirtschaftlich bislang so erfolgreich durch diese Krise kommen, auch wenn natürlich unser Fokus klar auf den identifizierten Problemfeldern liegt“, so das Gesamtfazit von Landrat Dr. Schulze Pellengahr, „der heutige Krisenstab Wirtschaft hat erneut gezeigt, wie wertvoll der regelmäßige Austausch in dieser Runde ist, um zentrale Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung gemeinsam abzustimmen.“
Kreis Coesfeld
Foto: Kreis Coesfeld