Münster (SMS) Im kleinen Altarraum der ehemaligen
Dominikanerkirche an der Salzstraße steht seit einigen Wochen ein Gerüst: Ein
Restauratoren-Team ist im Auftrag der Stadt am Werk, reinigt und festigt den
Altar. In filigraner Feinstarbeit wird der Staub mit Tupfern und Pinseln ganz
vorsichtig vom Altarholz gewischt. Wichtig ist, dass dabei kein Stück
Abplatzung, keine Abblätterung der alten Fassung verloren geht. In vielen
Bereichen war die farbige Fassung völlig unterhöhlt und wies keinen Halt mehr
zum Untergrund des Schnitzwerkes auf. Hier kommen Skalpell und Spritze zum
Einsatz, um jedes noch so kleine Stück zu sichern. Mit Injektionsspritzen wird
ein spezieller Leim zwischen alte Farbfassung und Untergrund
gefüllt.
"Die kunsthistorische Bedeutung des Altars ist enorm", erläutert
Mechthild Mennebröcker, Leiterin der städtischen Baudenkmalpflege. Das barocke
Schnitzwerk stammt aus dem Jahr 1699 und wurde von dem Paderborner Künstler
Heinrich Gröne geschaffen. 1904 wurde der Altar nach Münster verkauft und in
der Dominikanerkirche aufgestellt. Vier überlebensgroße Skulpturen zeigen zwei
heilige Bischöfe und die Apostel Petrus und Paulus. Ein besonderes Highlight
sind die Säulen, die mit Blatt-, Blüten-, Wein und Fruchtranken verziert sind,
in denen sich Putten tummeln. Die aufwendige Architektur des Altaraufsatzes
setzt sich in detailreicher Malerei und einer üppigen Farbfassung
fort.
Die aktuellen Arbeiten am Altar sind der erste Schritt, um das bedeutende
Kleinod aus dem westfälischen Barock zu konservieren. Wenn die Fehlstellen
sensibel verkittet sind, müssen sie mit Farbe retuschiert werden. "Nach
der Pflicht kommt die Kür", unterstreicht Mechthild Mennebröcker.
"Zum Glück können wir auf die Erfahrung im Restaurationsteam der Kölner
Firma Russ und Tönnies bauen. Es ist restauratorisch herausfordernd, genau die
richtigen Farbtöne, die Farbnuancen, zu treffen. Besonders sensibel ist die
Ergänzung der Vergoldung, damit für den Betrachter der bestehende Glanz des
Goldes mit den Ergänzungen einheitlich erscheint."
Die klimatischen Schwankungen in dem abgeschotteten Altarraum waren eine
Ursache des umfangreichen Schadensbilds. Bewegungen im Holz führten zu Rissen
in der Farbfassung und in der Folge zu Abplatzungen. "Damit der Altar nun
langfristig in seiner Pracht erhalten bleibt, werden wir die klimatischen
Bedingungen erheblich verbessern", erklärt Architektin Annegret Mantke vom
Amt für Immobilienmanagement. "Eine neue Verglasung mit UV-Filter sowie
eine Klimaanlage werden künftig das optimale Raumklima sicherstellen."
Die Arbeiten am Altar sind Teil umfangreicher Umbau- und Sanierungsarbeiten in der profanierten Kirche. Im Sommer soll die Dominikanerkirche als Kunstraum mit dem Kunstwerk "Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel" von Gerhard Richter wiedereröffnet werden. Der restaurierte Altar und das Pendel bieten eine ungewöhnliche Kulisse für den künstlerischen Begegnungsort, der auch Konzert- und Veranstaltungssaal sein wird.
Stadt Münster vom 30.04.2021