In Berlin haben sich am Samstagabend tausende Demonstranten für die sogenannte revolutionäre Demonstration zum 1. Mai versammelt. "Wir rechnen damit, dass wir in den fünfstelligen Teilnehmerbereich kommen könnten", sagte der Sprecher der Berliner Polizei, Thilo Cablitz. Mehrere Organisationen und Bündnisse hatten zur Teilnahme aufgerufen, die Polizei ist mit einem Großaufgebot von rund 5600 Beamten im Einsatz. Es sei denkbar, dass es auch zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen kommen könnte, sagte Cablitz.
Neben migrantischen Organisationen hatten auch Initiativen für bezahlbaren Wohnraum zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen. "Es könnte durchaus dazu kommen, dass sich sehr viele Menschen zu diesem Thema auf die Straße begeben", sagte Cablitz. Die Polizei rechne mit Zulauf aus dem linksradikalen Spektrum. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl erweiterte die Polizei am Samstagabend vor Beginn der Demonstration den ersten Versammlungsort der Veranstaltung.
Zuvor waren in Berlin mehrere Demonstrationen am Tag der Arbeit zunächst ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Die Lage am Samstagnachmittag war "weitestgehend ruhig", sagte Cablitz. Nach sieben beendeten Kundgebungen waren bis zum späten Samstagnachmittag rund 60 Anzeigen erstattet worden, hauptsächlich wegen Verstößen gegen Corona-Regeln.
Ein Fahrradkorso mit mehr als 10.000 Teilnehmenden fuhr am Samstagnachmittag durch die Hauptstadt, um für mehr soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren. Zudem demonstrierten rund 4000 Menschen für den Erhalt der Clubszene. Die Polizei musste mehrfach auf die Einhaltung von Hygienevorschriften hinweisen. Insgesamt sei aber auch diese Veranstaltung "ruhig" verlaufen, sagte Cablitz.
Bei einer Demonstration von Corona-Skeptikern im Berliner Stadtteil Lichtenberg kam es dem Sprecher zufolge zu rund 60 sogenannten Freiheitsbeschränkungen, "ganz überwiegend wegen Verstößen gegen den Infektionsschutz". Es gab auch zwei Gegendemonstrationen.
Auch in anderen Städten verliefen die für den Tag der Arbeit angemeldeten Aufzüge und Veranstaltungen bis zum späten Nachmittag weitestgehend ruhig. In Hamburg löste die Polizei eine Kundgebung unter kurzzeitigem Einsatz von Wasserwerfern auf. Im sächsischen Zwickau verhängte die Polizei indes Demonstrationsverbote aus Sorge vor einem "nicht beherrschbaren Corona-Infektionsgeschehen" angesichts einer Vielzahl von angemeldeten Demonstrationen. 28 Menschen erhielten dort Anzeigen wegen unzulässiger Gruppenbildung.
fho/lan
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