"Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Grundfreiheiten in einem Maße eingeschränkt, wie das vor der Pandemie außerhalb unserer Vorstellungskraft lag", sagte Merkel am Mittwoch bei ihrer Rede, die sie virtuell abhielt.
Die Maßnahmen seien nur dann vertretbar, wenn sie zeitlich befristet seien, betonte Merkel, die den Feierlichkeiten anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung der Niederlanden von der Besetzung Nazi-Deutschlands zugeschaltet war. Im Kunstmuseum in Den Haag hörten der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Merkels Rede zu sowie eine Reihe geladener Gäste, darunter eine Überlebende des Durchgangslagers Westerbork und eine Gruppe von Studenten.
Von der Corona-Pandemie bleibe kein Land verschont, sagte Merkel mit Blick auf die Beschränkungen, zu denen auch erstmals seit dem Krieg Ausgangssperren zählen. Diese haben sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden Proteste ausgelöst. Die Bundeskanzlerin lobte "die europäische Solidarität als Ergebnis eines einzigartigen Versöhnungs- und Einigungsprozesses", die bei der Überwindung der Krise helfe.
Die Einladung, um anlässlich des Endes der deutschen Besatzung vor 76 Jahren zu den Niederländern zu sprechen, sah sie als Ehre und "besonderes Zeichen der Freundschaft" an. "Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederlande uns nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand zur Versöhnung gereicht haben."
Merkel erinnerte an die Gräueltaten der Nationalsozialisten, die drei Viertel der jüdischen Bevölkerung der Niederlande ermordeten - "so viele wie in keinem anderen Land Westeuropas". "Nichts kann den Überlebenden der Konzentrationslager den Schmerz nehmen", sagte Merkel.
Die Bundeskanzlerin war bereits im vergangenen Jahr zum 75. Befreiungstag eingeladen worden. Die Reise wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
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