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Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Bischof Bode verwies auf konkrete Konsequenzen, die sich aus den Erfahrungen mit Missbrauch an Frauen in Kirche und Orden ergeben


Bischof Bode: „Gewalt gegen Frauen betrifft auch die Kirche“

 

Anlässlich des „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November 2019 ermutigt Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), Vorsitzender der Pastoralkommission und der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz, das Thema verstärkt auch in der Kirche aufzugreifen. „Es ist richtig, wenn wir über sexuellen Missbrauch an minderjährigen Schutzbefohlenen sprechen. Aber wir spüren auch, wie wichtig es ist, die weltweite und auch in unserem Land zu findende Gewalt gegen Frauen zu thematisieren“, so Bischof Bode. „Gewalt gegen Frauen betrifft auch die Kirche. Wir stellen uns dieser Frage und werden handeln.“

 

Bischof Bode verwies auf konkrete Konsequenzen, die sich aus den Erfahrungen mit Missbrauch an Frauen in Kirche und Orden ergeben. Dazu hatte die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) sowie in Kooperation mit dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) bereits Ende September eine Fachtagung zum Thema „Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden“ in Siegburg durchgeführt. 125 Frauen, darunter viele Betroffene sowie Seelsorgerinnen, Ordensfrauen und Wissenschaftlerinnen, thematisierten die verschiedenen Gewalterfahrungen an erwachsenen Frauen in kirchlichen Kontexten und erarbeiteten erste Perspektiven für die Aufarbeitung. Bischof Bode sagt dazu anlässlich des jetzigen Welttages: „Diese Tagung war von Frauen für Frauen, Männer waren nicht zugelassen, auch keine Bischöfe. Betroffene Frauen haben von ihren Erfahrungen erzählt, wobei das Spektrum von geistlichem bis zu körperlichem Missbrauch reicht, der nicht nur von Priestern, sondern auch von Ordensfrauen begangen wurde.“ Neben Analysen der systemischen Ursachen wurden erste Konsequenzen gefordert.

 

Deutlich wurden auf der Tagung die fehlenden wissenschaftlichen Erhebungen und Untersuchungen zum Thema. Prof. Dr. Ute Leimgruber kündigte in diesem Zusammenhang ein Forschungsprojekt zur Gewalt an erwachsenen Frauen in kirchlichen Kontexten an ihrem Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Regensburg an, das ebenfalls 2020 starten wird.

 

Darüber hinaus sind weitere Projekte in Planung: Bischof Bode und Bischof Dr. Felix Genn (Münster), Vorsitzender der Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz, weisen aus Anlass des Welttages auf ein Wort der deutschen Bischöfe zur Seelsorge hin, das im Herbst 2020 erscheinen soll. „Es ist dringlich, dass wir in diesem Text unter anderem Kriterien vorlegen, wie auch erwachsene Frauen wie Männer in der Seelsorge vor Missbrauch geschützt werden“, sagt Bischof Genn.

 

„Bei der Aufdeckung von Missbrauch an Ordensfrauen stehen wir erst am Anfang“, betont Weihbischof Ludger Schepers (Essen), Mitglied der Unterkommission Frauen, und verweist als Sprecher der Ordensreferentenkonferenz auf die Gefährdungslage von ausländischen Ordensfrauen in Deutschland. Ordensfrauen aus Afrika oder Indien bedürften einer besonderen Aufmerksamkeit, da sie möglicherweise Missbrauchserfahrungen aus ihren Herkunftsländern mitbringen und auch in Deutschland weiteren Übergriffen ausgesetzt sein können.

 

Die Vorsitzende der DOK, Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF, kündigt für Oktober 2020 eine Studientagung in Vallendar zum Thema „Missbrauch und Gelübde“ an, die das sensible Problemfeld von Macht, Ohnmacht und Machtmissbrauch vor allem im Bereich des Gehorsamsgelübdes in den Ordensgemeinschaften thematisieren wird.

 

„Aus Anlass des Welttages am 25. November stellt die kfd unter der Überschrift ‚Nein zu Gewalt gegen Frauen‘ auf ihrer Homepage Gottesdienstvorschläge zur Verfügung“, erklärt Brigitte Vielhaus, Bundesgeschäftsführerin der kfd. „Der KDFB lädt zur Beteiligung an einem Buchprojekt ein, in dem von Gewalt betroffene Frauen zu Wort kommen“, so Christiane Fuchs-Pellmann, Bundesgeschäftsführerin des KDFB. Dieses Projekt schließe auch an die im März 2019 veröffentlichte Stellungnahme des Verbandes „Wir sind die Stimme der Frauen!“ an.