Die Provokation ist gewollt und sie wird vom Publikum durchaus goutiert: Wenn Reimund Kasper und Alfred Gockel zu Pinsel und Farbe greifen, dann nehmen sie „kein Blatt vor den Mund“. Die Gemälde kommen ganz harmlos daher, aber sie haben es in sich. Da werden bekannte Märchen entzaubert und offenbaren ihre geheimen Botschaften. Dabei geht es mitunter ziemlich derb daher und auch Freunde frivoler Anspielungen kommen auf ihre Kosten – wie bei dem Gemälde „Zieh‘ Dich aus Du alte Hippe“ von Alfred Gockel.
Erzählte Geschichten von merkwürdigen Tieren erhalten in dieser Ausstellung ein neues Gesicht. Da gibt es Nashörner, die mit ihrem Boot übers Meer fahren oder Ziegen, die es sich mit einem Gläschen in meiner Küche gemütlich machen. Hasen, die ins Unermessliche wachsen oder Vögel, die zur Musik tanzen und den Betrachter zum Mitmachen animieren wollen. Vielleicht ist es eine Traumwelt, die aber bei schwindender Lebensqualität auf unserem Globus zur Lebensnotwendigkeit wird, denn ohne eine Traum- und Phantasiewelt verkümmert unsere Seele sind die beiden Kreativen sich ganz sicher.
„Die Phantasie ist der Motor aller Kreativität in unserem Leben und befördert eigentlich nur unsere Neugier, unser Suchen nach dem Anderen, dem Merkwürdigen oder dem Unbekannten“, sagt Reimund Kasper und dabei blickt er augenzwinkernd auf die Arbeiten, die um ihn herum an den Wänden hängen. Erotik spielt eine große Rolle und mitunter kann man sich als Betrachter über die Anspielungen freuen. Gut, dass in einigen der Arbeiten kleine Schweine die Rolle der Menschen übernehmen, getreu dem geflügelten Wort „Alle Männer sind Schweine!“.
Die künstlerische Arbeit transportiert mit Ideenreichtum eine immer neue Bildsprache, die sich in Form und Ausdruck variantenreich darstellt. Manches ist brav und höchst dekorativ, vieles aber auch schrill und provozierend. Kunst geht an die Grenzen des guten Geschmacks, dass es eine reine Freude ist.
„Kunst kommt von Nichtkönnen, denn nur so ist es erklärbar, dass immer wieder eine andere Ausdrucksform geboren wird“, sagt der Künstler Reimund Kasper. „Erlernte, bekannte Muster würden dem im Weg stehen und nur das traditionelle Bekannte befördern. Der Künstler ist ein Forscher und begibt sich immer auf den Weg der Ungewissheit. So entsteht die eigene Bildsprache, die immer ein großer Teil der eigenen Persönlichkeit und Ausdruck seiner Identität ist.“
Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass Reimund Kasper das Projekt zusammen mit dem Künstlerkollegen Alfred Gockel, der ebenfalls Mitglied der Kamener Künstlergruppe REFLEX ist, erarbeitete.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Sa. 23. Nov. um 15 Uhr in der Galerie Gockel, Hinterm Hagen 34, in 59348 Lüdinghausen.
Desweiteren ist die Ausstellung an folgenden Tagen geöffnet: So. 24.11., 11-18 Uhr, So. 1. Dez., 11-18 Uhr und So. 19. Jan., 11-18 Uhr.
Informationen zur
Ausstellung gibt es auch im Kunsthaus Kasper, Hammer Str. 16, 59174 Kamen, Tel.
02307-797427.
Foto der Künster (Reimund Kasper li und Alfred Gockel re): Jörg Bockow
Fotos der Kunstwerke: Die Künstler