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Mehr Digitalisierung wagen

Der Westfälische Frieden wird nun im Rathaus digital erzählt werden. Zugang und Teilhabe heißt es. Dabei sind es immer noch ausschließlich die berüchtigten „alten weißen Männer“ die ihn für das 21. Jahrhundert zeitgemäß aufgearbeitet haben.

„Mit moderner Technik soll etwas nähergebracht werden, was vergangene Generationen bewegt hat“, lässt Oberbürgermeister Lewe in der Eröffnungsrede verlauten. Diese moderne Technik bezeichnet er aber sogleich als „Ursuppe“ wo fake news und Hetzt sich herumtreiben. Aber er erkennt auch das Potential der Digitalisierung etwas aus dem „akademischen Zirkeln“, dem Elfenbeinturm, hinein in die Bevölkerung zu bringen und so eine große Teilhabe zu ermöglichen. Besonders in Münster sei ja die Beziehung zum Frieden und das Ablehnen von Diskriminierung und anti-demokratischer Kräfte so präsent.


Anschließend bekommt der Potsdamer Gastredner Dr. Uwe Koch vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz das Wort. Was in Museen schon gut funktionieren würde, sei mit Denkmälern schwieriger: Steine reden nicht von selbst. Er betont besonders das verbindende Potenzial von Denkmälern und nicht das Trennende. So wurde die Gotik von allen Ländern als ihr Alleinstellungsmerkmal missbraucht. In der Glocke sieht er hingegen das Verbindente: jeder hört es. Und Glocken wurde für Kanonen eingeschmolzen, sie seien also ein Zeichen für Frieden. Zudem wurden in dem Kulturerbejahr 2018 alle Glocken Europas geläutet, sowas wünscht sich Koch wieder. Die Digitalisierung des Westfälischen Friedens sei für ihn ebenso ein tolles Projekt für die bürgerliche Teilhabe.


Dann werden wir endlich in die Bürgerhalle geführt wo die Monitore mit Touchscreen stehen, die die Geschichte greifbar machen sollen. Aber zuerst hören wir erneut drei Redner, die von dem Projekt schwärmen. Den Anfang mach der Leipziger Professor Alfons Kenkmann, der Parallelen zwischen dem dreißigjährigen Krieg und dem Nahost-Konflikt zieht.

 

Zuletzt geht es dann in den Friedensaal, wo eine App, „Frieden verstehen“ vorgestellt wird, die uns digital durch den Westfälischen Frieden führt. Mehr schlecht als recht werden zwei Schauspieler in den Raum eingeblendet und stellen Fragen, erklären Dinge.

 

Dann konnte man endlich die Bildschirme ausprobieren. Es ist intuitiv, aber der Übergang von Geschichte zur Digitalisierung steckt definitiv noch in den Kinderschuhen. Wir haben ein riesiges Problem unseren Kindern Geschichte zu vermitteln, das merkt auch Kenkmann an, aber die Frage ist doch ob „alte weiße Männer“ die richtigen Ansprechpartner dafür sind. Wie das Projekt bei jungen Menschen ankommt, wird sich zeigen. Solange sie nicht selbst an diesen Projekten beteiligt sind, habe ich wenig Zuversicht.