Rund neun Monate vor den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 22. Februar 2022) verschärft sich in der Debatte über die Menschenrechtssituation im Land des Gastgebers der Ton zwischen China und den USA. Nachdem Washington den Chinesen den Missbrauch der Spiele "zur Vertuschung ihrer groben Menschenrechtsverletzungen" vorgeworfen hatte, nannten die Asiaten die Vorgehensweise der US-Regierung eine "Geiselnahme von Athletenrechten".
Die Eskalationsspirale war durch einen Beamten des US-Außenministeriums erneut in Gang gekommen. "Wir können kein Auge zudrücken vor Pekings abscheulicher Menschenrechtsbilanz", sagte Dan Nadel bei der Vorstellung des jährlichen US-Berichts über die internationale Religionsfreiheit: "Wir prüfen Optionen für die Politik und die Kommunikation im Zusammenhang mit den Spielen, [...] was auch die Absicht Pekings einschließt, die Spiele als Plattform zu nutzen, um irgendwie ihr Regierungsmodell zu bestätigen und ihre groben Menschenrechtsverletzungen zu vertuschen."
Die Replik aus Peking ließ nicht lange auf sich warten. "Diese Politiker in den USA haben kein Recht, die Rechte ihrer eigenen Athleten auf eine Teilnahme an einem fairen Wettbewerb als Geisel zu nehmen", erklärte Sprecherin Hua Chunying für das Außenministerium und bezeichnete Nadels Kritik an der Politik der chinesischen Machthaber einmal mehr als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas".
Menschenrechtsgruppen und führende Köpfe aus der Republikanischen Partei hatten im März inmitten einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen zwischen beiden Wirtschaftsmächten den Boykott der Spiele in Peking gefordert. Die Regierung unter Präsident Joe Biden schloss den Verzicht auf eine Teilnahme der US-Athleten in Peking allerdings bislang kategorisch aus.
Die USA werfen China weiterhin Völkermord an Uiguren und Mitgliedern anderer meist muslimischer Turkvölker vor. Angehörige dieser ethnischen Gruppen werden von China in der westlichen Provinz Xinjiang in Arbeitslagern festgehalten.
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