Zum Gespräch trafen sich zwei fußballbegeisterte Männer. Der Fußballmananger und Spielervermittler Udo Schräder und der Bürgerjournalist Bernard Lammerding von stadt40 in Münster.
Wer ist Udo Schräder?
Udo Schräder ist einer der Großen, die sich im Fußball auskennen! Udo Schräder ist in Rheine geboren und dort – auch im Fußball - groß geworden. Dort war er Spieler. Er kickte in der Westfalenauswahl. Er war Spielertrainer, Trainer und Spielervermittler.
Zur Jahrtausendwende setzte sich sein Siegeszug als Sportlicher Leiter beim Lüner SV fort. Er holte dort mit seinen Jungs die Meisterschaft und der Aufstieg in die Verbands- und Oberliga sowie der Zweiten Liga in die Bezirksliga gelang.
Als Senior ging er von 1979 bis 1981 nach Amerika und Kanada. Zahlreiche Auszeichnungen schlossen sich an: 88 Ehrung zum Sportler des Jahres (Stadt Selm), 93 Erwerb der DFB- Trainer A-Lizenz, 93 Mitglied im Bund Deutscher Fußballehrer (BDFL), 98 vom Deutschen Fußball Bund (DFB) lizensierter Spielervermittler, 07 Gründungsmitglied der Deutschen Spielervermittlervereinigung (DFVV) Er bezeichnet sich seit damals zu Recht als Fußball- Manager. Udo Schräder ist sympathisch, eher leise, aber deutlich. Er weiß, was er will und kann. Und er arbeitet seriös und gerne im Team. Seit 2019 ist er Kooperationspartner von B360Sports. Die Agentur betreut „rundum sorglos“ derzeit etwa 75 Spieler mit einem durchschnittlichen Marktwert von Euro 4,5 Millionen….
stadt40 – Das Bürgernetzwerk (Bernard Lammerding) ist es gelungen, ein Gespräch mit Udo Schräder zu führen. Das verdanken wir nicht zuletzt der Tatsache, dass Udo Schräder seit einem knappen Jahr erfolgreich „eingemünstert“ ist.
stadt40: Udo, zunächst danken wir Dir herzlich, dass Du bereit bist, uns einen Einblick in Dein Leben zu gewähren. Du bist Fußball - Manager, Spielervermittler, Scout, hast eine eigene Spielervermttler-Agentur, die mit dem Fußballgeschehen zu tun hat. Daneben bist Du bei B360Sports engagiert, eine der Top-Spieler-Beratungsagenturen auf dem Transfermarkt.
Nun ist Fußball - Manager ja kein Ausbildungsberuf. Wie bist Du zu diesem Beruf gekommen?
Udo Schräder: Da habt ihr vollkommen Recht. Es ist kein Ausbildungsberuf- man wächst da rein ehe man lizensierter Fußball – Manager wird. Ich war viele Jahre (38 um genau zu sein) im Öffentlichen Dienst beschäftigt. Fußball war mein Hobby oder besser meine Leidenschaft - ich habe lange als Trainergearbeitet. Man hat eine recht intensive Beziehung zu den Spielern und wird häufig um Rat gefragt, das betrifft alle Lebensbereiche. So schaut man auch in Verträge etc. und rutscht in den Beruf hinein.
stadt40: Du legst Wert auf das Wort „lizensiert“, warum?
Udo Schräder: Es gibt eine Reihe von Managern und, wie immer sind und waren viele seriös und andere „schwarze Schafe“. Die Sondergenehmigung vom Arbeitsamt, dass man in der Arbeitsvermittlung tätig sein darf, reichte dem DFB nicht mehr. Weltweit wurden Lizenzen vergeben. Grundlage sind Kenntnisse und Fähigkeiten zum Beispiel im (auch internationalen)Transferrecht, der Unterscheidung von Maßnahmen im Amateur- und Profibereich, im Jugendrecht und vielem mehr. Bei Verstößen verhängt die Fifa empfindliche Strafen, das geht bis zum Lizenzentzug.
stadt40: Wie dürfen wir uns das nun praktisch vorstellen, wie wird aus einem jungen Fußballer ein Profi und, welche Rolle spielst Du dabei?
Udo Schräder: Also, ich mache das nicht allein. Man trifft sich mit anderen Trainern, Managern und hat gute Kontakte zu verschiedenen Vereinen. So tut man sich zusammen. Anfangs hieß meine Agentur Soccer Sport Marketing. Ich hatte allein bis zu 50 Spieler in der Betreuung. Und ich hatte meinen festen Beruf. Das war nicht mehr zu schaffen. Es lief auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Meine zweite Firma hieß und heißt bis heute StarKick und seit 2019 bin ich fester Kooperationspartner von B360Sports.
Ja, was machen wir genau? Grundsätzlich gibt es zwei Wege.Der erste Weg ist, dass Vereine mich ansprechen (weil sie mich kennen und wissen, dass ich seriös arbeite) und zum Beispiel einen “linken Verteidiger“ suchen. Dann werden wir zum Beispiel von verschiedenen Fußballvereinen beauftragt, einen geeigneten Fußballer zu finden. Oder ein Verein hat einen ganz konkreten Spielerwunsch und ich besorge einen bestimmten Spieler. Im Vorfeld wird dann ein Vertrag mit einer Provision ausgehandelt.
Dann gibt es, genauso häufig, den Fall, dass mich ein Fußballer anspricht und betreut werden möchte. Er hat dann von Sportkameraden gehört, dass ich das ordentlich mache. Und er sagt dann: Du bist jetzt mein Berater, besorg mir einen Verein. Und es macht natürlich große Freude, wenn sich ein Spieler „entwickelt“, also im richtigen Verein gut rauskommt.
stadt40: Udo, Du sprichst von Betreuung. Was genau verstehst Du darunter bzw. welche Bereiche sind davon betroffen?
Udo Schräder: Grundsätzlich sind alle Lebensbereiche betroffen, also das Rundum-Sorglos-Paket wird bestellt.
Ich oder besser jetzt wir kümmern uns um Alles: Wohnung, Auto, Versicherungen, Ärzte, Bankgeschäfte und so weiter. Die Spieler haben meist wenig Ahnung und die Eltern auch nicht. Eine seriöse Agentur wie unsere, die B360Sports Agentur macht das. Dazu gehören auch Personal Trainer, ein Ernährungsberater usw. Wir laden unsere Spieler auch ein, in ein Trainingslager zu kommen, um zum Beispiel konditionelle Defizite zu verringern oder verletzungsbedingte Handicaps zu beseitigen. Für uns ist das ein Investment. Wir hoffen natürlich, dass sich einige Spieler so entwickeln, dass sie Geld einbringen. Wir werden ausschließlich nach Erfolg bezahlt. Dabei gibt es festgelegte Obergrenzen, die 14 Prozent vom Jahresbruttoverdienst inkl. MwSt. nicht übersteigen.
stadt40: Udo, gibt und gab es in Zeiten von Corona besondere Herausforderungen in diesem Bereich für Euch?
Udo Schräder: Ja natürlich. Der Kontakt ist dann recht eng. Zum Beispiel haben wir den Spielern täglich ab 11 Uhr ein Online-Training angeboten. Unsere Spieler sind europaweit verteilt. Die Trainer waren dann online und haben circa 90 Minuten Training gemacht. Das wurde sehr gut angenommen.
stadt40: Was würdest Du sagen, wie tickt der junge Fußballer von heute?
Udo Schräder: Zunächst einmal bin ich nicht jemand, der sagt, dass früher Alles besser war aber es war auf jeden Fall einfacher. Bevor heute junge Spieler in den Profibereich und ans Geldverdienen kommen, werden sie von den Vereinen beurteilt. Da wird über den PC die Größe, das Gangbild, die Größe der Eltern und vieles mehr festgehalten. Wenn die Jungs diese Hürde genommen haben und in den Nachwuchszentren auflaufen, dann ist ihr Selbstbewusstsein enorm hoch - jetzt ist es an den Vereinen ihnen, neben spielerischen und Trainingsleistungen, Schliff zu geben. Bei Werder Bremen, wo ich ein - und ausgehe gibt es zum Beispiel kein „hi“ oder abklatschen als Begrüßung. Es wird die Hand gegeben … Gleiche Standards gibt es bei Dortmund und Schalke. Alle Nachwuchszentren werden ja auch zertifiziert.
stadt40: Also, was sollte ein junges Fußballtalent auf jeden Fall mitbringen?
Udo Schräder: Talent ist erst einmal die Grundvoraussetzung. Darüber hinaus muss ein Spieler bereit sein, Empfehlungen und Ratschläge anzunehmen. Dann muss er „folgsam“ sein, sprich, er muss das tun, was Andere ihm sagen und zwar über das normale Maß hinaus. Er sollte ein gutes soziales Umfeld haben. Oft sind die Eltern das eigentliche Problem. Sie fürchten fremde Einflussnahme. Die Jungs müssen klar fokussiert sein auf den Fußball und auf Partys, Alkohol etc. verzichten.Das zeitliche Fenster, um erfolgreich im Fußball sein zu können ist klein. Ich sage den Jungs immer: Eine Freundin könnt ihr auch noch mit 35 haben. Wollt ihr über die Dörfer ziehen oder Profis sein? Die guten Fußballer sind nicht immer unbedingt die intelligentesten. Aber die Ausnahme bestätigt die Regel. Aber sie sind auf den Fußball fixiert. Und sie sind bereit, sich zu quälen…
stadt40: Udo, wir kommen zu dem Thema: Entwicklung im Profifußball. Gerade wurde die Super-League abgeschmettert- wie siehst Du das?
Udo Schräder: Grundsätzlich finde ich es gut, dass die Vereine einsichtig waren und die Sache abgeschmettert wurde. Das wäre eine sehr prekäre Geschichte gewesen, bei der sich nur noch Vereine, mit Mega-Sponsoren im Rücken, getummelt hätten. Sponsoren wie zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate. Mal abgesehen davon, dass die Sponsoren in ihren Heimatländern gegen Menschenrechte eklatant verstoßen, hätte das dazu geführt, dass seriöse Vereine, die nicht so viel Geld haben, außen vor und chancenlos gewesen wären. Also befürworte ich die Absage.
stadt40: Wir kommen zum Schluss unseres Gespräches, und uns treiben noch zwei Fragen um. Als erstes und da knüpfen wir ja nahtlos an: wie siehst Du die Reform der Champions League sonst?
Udo Schräder: Also, die UEFA und die FIFA sind Gelddruckmaschinen. Sie wollen natürlich die Sponsoren haben. Und irgendwie reicht es jetzt auch mal und die Kirche sollte im Dorf bleiben. Früher gab es den Landesmeister-Cup, den UEFA-Pokal und den Europapokal der Pokalsieger- das reichte vollkommen. Der jetzige Modus in der Champions-League, dass es die Vorrunden gibt, die Gruppen und die Besten kommen weiter, das ist absolut ok. Daran sollte man auch tunlichst nichts ändern. Ganz abgesehen davon, dass auch die Belastung der Spieler immer weiter zunimmt. Das führt dazu, dass auch die Kader immer größer werden müssen, weil immer mehr Spieler gebraucht werden. Die Folge ist, immer jüngere Spieler, die noch nicht voll ausgereift sind, kommen auf den Platz. Die Verletzungsanfälligkeit ist enorm hoch. Man schaue sich einmal die Häufigkeit von Kreuzbandrissen und Schambeinentzündungen an. Wir betreuen einige Spieler, die mit solchen Verletzungen ein halbes oder ganzes Jahr zu kämpfen haben. Eindeutig ist das ein Zeichen von Überlastung. Mit 18 Jahren ist ein Spieler noch nicht ausgewachsen, du bist noch kein Mann. Das merken auch unsere Jungs selbst, die aus der A-Jugend-Bundesliga kommen und gegen erwachsene Männer antreten müssen. Sie selbst sind 1,80 Meter groß und wiegen gerade mal 75 Kilo- das funktioniert nicht.
stadt40: Udo, wir wären schlechte Presseleute, wenn wir Dich nicht nach Deiner Meinung zum kürzlich verkündeten Urteil im Falle von Christoph Metzelder fragen würden.
Udo Schräder: Man guckt den Leuten immer nur vor den Kopf. Es ist nicht zu leugnen, dass C. Metzelder sehr viel Gutes gemacht hat, indem er zum Beispiel zahlreiche Charity-Veranstaltungen wie Golf- Turniere organisiert hat. Für diese Engagements hat er ja auch Auszeichnungen bekommen.
Das ist die eine Seite von Metzelder. Die andere Seite, die private ist, wie jetzt herausgekommen ist, eine dunkle Seite, die man natürlich total verurteilen muss. Ich glaube, dass das Urteil ganz anders ausgefallen wäre, wenn es nicht Metzelder sondern „Otto Normal“ gewesen wäre, der vor Gericht gestanden hätte. Metzelder hat teilweise gestanden und dadurch wahrscheinlich viel Schaden von den Betroffenen abgewendet. Aber am besten wäre es wahrscheinlich für ihn, wenn er auswandern, sich einer Gesichts-OP unterziehen und unter neuem Namen leben würde. Gesellschaftlich ist er seit eineinhalb Jahren natürlich vollkommen erledigt.
stadt40: Unsere wirklich allerletzte Frage an Dich – in eigener Sache: was hältst Du persönlich von stadt40- Das Bürgernetzwerk?
Udo Schräder lacht: Also ich finde das gut. Es muss so etwas geben, und mir gefällt es sehr gut. Gesellschaftliche Teilhabe etc., ich schaue immer gerne rein. Ihr bringt spannende und aktuelle Informationen kurz und sachlich auf lokaler Ebene, deutschlandweit und international.
stadt40- Das Bürgernetzwerk: Lieber Udo, danke für dieses sehr aufschlussreiche und spannende Gespräch. Wir wünschen Dir und der Firma B360Sports weiterhin viel Erfolg und freuen uns – nicht zuletzt dank Dir- auf so guten Fußball wie bisher