Schon zu Beginn der Pandemie war aufgefallen, dass viele Patienten unter neurologischen Beschwerden leiden, von diesen die Anosmie/Ageusie, der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, das auffälligste, aber längst nicht das einzige Symptom war.
Die US-amerikanische Neurocritical Care Society richtete frühzeitig ein Patientenregister ein. An der „Global Consortium Study of Neurological Dysfunction in COVID-19“ (GCS-NeuroCOVID) beteiligten sich auch Kliniken in anderen Ländern. Die European Academy of Neurology etablierte ebenfalls ein Neuro-COVID Registry. Ziel war die Erfassung der neurologischen Manifestationen der Erkrankung und die Suche nach möglichen Risikofaktoren.
Sherry Chou von der University of Pittsburgh School of Medicine und Mitarbeiter haben die Einträge in den beiden Registern zu 3.743 Patienten jetzt ausgewertet. Es zeigte sich, dass 82 % während ihres Krankenhausaufenthalts neurologische Manifestationen hatten.
Die häufigsten selbst berichteten Symptome waren Kopfschmerzen (37 %) sowie Anosmie/Ageusie (26 %). Die häufigsten von den Ärzten bemerkten neurologischen Anzeichen und/oder Syndrome waren eine akute Enzephalopathie (49 %), ein Koma (17%) sowie Schlaganfälle (6%). Meningitis und/oder Enzephalitis waren dagegen selten (0,5 %).
Patienten mit neurologischen Vorerkrankungen – von Gehirn-, Rückenmark- und Nervenerkrankungen bis hin zu chronischer Migräne, Demenz oder Alzheimer-Krankheit – hatten ein 2-fach erhöhtes Risiko, im Rahmen ihrer COVID-19-Erkrankung neurologische Komplikationen zu entwickeln.
Chou ermittelt eine adjustierte Odds Ratio von 2,23 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,80 bis 2,75. Außerdem erhöhte das Auftreten der neurologischen Symptome das Sterberisiko (adjustierte Odds Ratio aOR 5,99; 4,33 bis 8,28). Besonders ungünstig waren eine akute Enzephalopathie (aOR 5,51; 4,01 bis 7,57) und ein Koma (aOR 7,70; 5,65 bis 10,50).
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