Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten auf die Einführung eines Impfzertifikats für Reisen ab dem Sommer geeinigt. Es gebe "weißen Rauch", erklärte EU-Justizkommissar Didier Reynders am Donnerstag nach einer vierten Verhandlungsrunde. Das digital lesbare Dokument soll ab Ende Juni EU-weit Reisen erleichtern und neben Angaben zu Impfungen auch Informationen über Tests oder überstandene Corona-Infektionen enthalten.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis sprach von einem "wichtigen Schritt, um Freizügigkeit in der EU so sicher wie möglich wiederherzustellen". Die Regelung schaffe nun "Klarheit und Gewissheit für unsere Bürger".
Nicht durchsetzen konnte sich das Europaparlament nach Angaben von Teilnehmern mit der Forderung, allen Bürgern kostenlose Tests zu ermöglichen. Der Kompromiss fordert nur "erschwingliche" Testmöglichkeiten. Die EU-Kommission sicherte darüber hinaus zu, mindestens 100 Millionen Euro für die Anschaffung von Schnelltests zur Verfügung zu stellen.
Bei der Frage, ob es trotz Impfzertifikat weiter Quarantäne- oder Testpflichten bei der Einreise geben soll, fanden beide Seiten einen Kompromiss. Die Mitgliedstaaten hätten sich verpflichtet, von Reisebeschränkungen abzusehen, sofern es die epidemiologische Lage erlaube. Unverändert soll es zudem die Möglichkeit geben, dass die Mitgliedstaaten auch Impfungen mit Vakzinen anerkennen, die nicht in der EU zugelassen sind.
Die liberale Europaabgeordnete Sophie in 't Veld bedauerte, dass sich das Parlament nicht mit seinen weitergehenden Forderungen habe durchsetzen könne. Dennoch sei die Einigung "ein greifbarer Fortschritt für die Bürger".
Die Einigung muss nun nochmals von den Mitgliedstaaten angenommen werden. Das Parlament will darüber abschließend bei seiner Plenarsitzung im Juni entscheiden.
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