„Vollzug ist mehr als sicher, satt und sauber“
„Ich wünsche mir, dass sich die Mauern mehr öffnen“, sagt der Justizvollzugsbeamte Frank Auer mit Blick auf den Tag der offenen Tür. „Denn die Gesellschaft bekommt gar nicht mit, was wir hier machen.“ Noch immer herrsche die Vorstellung vor, dass es im Vollzug nur um Strafe gehe. Schlüssel umdrehen, fertig. Das entspreche aber nicht der Realität. Frank Auer berichtet von den vielen verschiedenen Berufen und Tätigkeiten in der Justizvollzugsanstalt, vom Abteilungsdienst, den er „Dienst am Menschen“ nennt, von eingeschränkten Rahmenbedingungen und Telefonkarten (Handys sind strikt verboten), und vom Arbeiten im Team mit Sozialarbeitern, Seelsorgern und Psychologen.
„Vollzug ist mehr als sicher, satt und sauber“, pointiert er. Natürlich geht es um Strafe, aber: „Da geht es auch um Perspektiven. Wie geht es weiter, vor allem straffrei, nach der Haftstrafe?“ Und die ersten Ansprechpartner für die Inhaftierten seien dann eben die Justizvollzugsbeamten. Er selbst, sagt Frank Auer, sei bisher erst einmal von einem Inhaftierten angegriffen worden, in diesem Fall wegen einer nicht eingehaltenen Duschzeit, aber das ist nicht die Regel. Ganz im Gegenteil bedanken sich viele beim „Auschecken“, wenn sie oben in der Kammer ihre persönlichen Gegenstände wiederbekommen, die sie zum Teil nicht mitnehmen durften in die Haftanstalt.
Nicht selten hört Frank Auer dann den Satz: „Es war eine vernünftige Zeit – nicht schön, aber vernünftig.“ Dazu gehört natürlich gegenseitiger Respekt. Diskussionskultur ist ihm wichtig und Ehrlichkeit. Der Vollzugsbeamte hat inzwischen eine ganze Palette von Tätigkeiten in der Justizvollzugsanstalt ausgeübt, hat Dienstpläne geschrieben, war an der Pforte, in der Besuchsabteilung und ist seit einem Jahr Ausbildungsleiter.
Dabei erinnert sich der gelernte Elektriker noch gut an den Flyer, den er 1998 in der Hand hielt. „Nicht alles, was damals in der Werbung versprochen wurde, ist in den Jahren auch so gehalten worden“, schmunzelt er über die Personalwerbung des Justizministeriums. Trotzdem bereut er es nicht einen Tag, dass er seine Meisterausbildung für den Weg in den Justizvollzug abgebrochen hat. Wenn er heute neben seinem üblichen Sportpensum, also Joggen, Fitness-Studio und Squash, längere „Muße-Phasen“ einschieben kann, fährt er gerne mit seiner kleinen Familie an die Ostsee oder zum Wandern in den Süden. „Ich will, dass alles so bleibt“, sagt er abschließend über sein Leben.
Foto: Charlotte Beck
Text Interview: Burkard Knöpker
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