Münster - „Engpässe an Material und der Mangel an Fachkräften, das sind die größten Zukunftsherausforderungen, die Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region für sich sehen“, unterstrich Thomas Banasiewicz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Münster, am Donnerstag (27. Mai) in einem Pressegespräch. Er präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage, an der sich 636 Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk beteiligt haben.
Die Unternehmen bewerteten den Stärkegrad von sechs Zukunftsherausforderungen. Dieser reichte von „gar nicht“ (1 Punkt) bis „sehr groß“ (6 Punkte). Am drängendsten sind demnach die aktuellen Materialengpässe und -preissteigerungen. Über alle Branchen hinweg wird diese Herausforderung mit einem Durchschnittswert von 4,44 Punkten als „mäßig“ bis „groß“ bewertet. Das Ausbaugewerbe ist stark betroffen, dicht gefolgt vom Bauhauptgewerbe. Insbesondere Holz und Metalle sind knapp. „Mäßig“ betroffen sind die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Ausgebremst wird zudem das Kraftfahrzeuggewerbe. Nur eine „geringe“ Herausforderung sehen die Personenbezogenen Dienstleister, die weniger Material brauchen, wenngleich sich auch hier Engpässe bemerkbar machen.
Nahezu ebenso massiv fordert der Fachkräftemangel die Betriebe bereits seit Jahren. Der Durchschnitt der Bewertung liegt bei 4,36 Punkten, also erneut bei „mäßig“ bis „groß“. Auf dem Bau ist das Problem stark bemerkbar. Überdurchschnittlich herausgefordert sieht sich hier auch das Kraftfahrzeuggewerbe.
Die Coronakrise fordert das Handwerk nach wie vor hinsichtlich Gesundheitsschutz und Existenzsicherung. Die Herausforderung durch das Virus wird mit einem Durchschnittswert von 4,15 Punkten als eher „mäßig“ bewertet. Corona bereitet den Personenbezogenen Dienstleistern mit direkten Kundenkontakten die meisten Probleme. 75 Prozent der Befragten dieser Gruppe sehen hierin eine große bis sehr große Herausforderung. Auch das Nahrungsmittelhandwerk und wiederum das Kraftfahrzeuggewerbe bewerten diese Herausforderung als überdurchschnittlich. Aber letztlich fordert die Pandemie alle Gewerke auf ihre Weise heraus.
Die Digitalisierung wird in der Dringlichkeit mit 3,78 Punkten bewertet, also tendenziell „mäßig“. Am stärksten gefordert sind das Kraftfahrzeug- und das Gesundheitsgewerbe. Am wenigsten relevant ist der digitale Wandel bei den Personenbezogenen Dienstleistern.
Annähernd gleichauf folgen die Herausforderungen durch den Klimawandel mit 3,74 Punkten, also ebenfalls tendenziell „mäßig“. Das Nahrungsmittelgewerbe sieht sich hiervon am meisten gefordert. Ernährungsgewohnheiten und Energiepreise, aber auch Umbrüche in der Landwirtschaft spielten hier eine Rolle, so Banasiewicz. Selbstverständlich nehme auch das Kraftfahrzeuggewerbe die Folgen des Klimawandels in Bezug auf Mobilitätskonzepte deutlich wahr.
Die Betriebsübergabe und -nachfolge nimmt mit durchschnittlich 2,9 Punkten auf der Skala eine nur relativ geringe Bedeutung ein. Das Thema greift die demografische Entwicklung und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung als Handwerksunternehmerin oder -unternehmer auf. Das Gros der Befragten – 38 Prozent – hat damit keine Probleme. Nur 10 Prozent bewerten diese Herausforderung als sehr groß. Am herausforderndsten wird die Übergabe im Nahrungsmittelhandwerk gesehen.
Das Ausmaß, in dem sich die Branchen den genannten Herausforderungen gegenübersehen, variiert: Am wenigsten Bedeutung haben sie für die Personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe (Bewertung: 3,4 Punkte). Es folgen in aufsteigender Reihenfolge die Gesundheitsgewerbe (3,7 Punkte), die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (3,8 Punkte), das Bauhauptgewerbe und das Nahrungsmittelgewerbe (4,0 Punkte) und die am meisten betroffenen Ausbaugewerbe und Kraftfahrzeuggewerbe (beide 4,1 Punkte).
Generell bewerten Einzelunternehmer die genannten Herausforderungen eher als „gering“. Die Zukunftsaufgaben werden als umso bedeutsamer angesehen, je größer die Betriebe sind. Die befragten Unternehmen mit mindestens 50 tätigen Personen bewerten die Herausforderungen insgesamt als „mäßig“.
Die Handwerkskammer Münster unterstütze Betriebe durch Bildung und Beratung, diese Herausforderungen zu meistern, hob Banasiewicz hervor. Der Hauptgeschäftsführer nannte beispielsweise
Informationsveranstaltungen sowie Initiativen zu Fachkräftegewinnung und -bindung, Digitalisierung sowie nachhaltigen Ressourceneinsatz.
Im Kammerbezirk Münster erwirtschaften 29.379 Handwerksbetriebe einen Jahresumsatz in Höhe von 28,8 Milliarden Euro und beschäftigen rund 207.000 Mitarbeiter, darunter 13.000 Auszubildende.
HWK MünsterFoto: Unsplash / Austin Ramsey