Eine Kombination der Corona-Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech/Pfizer erhöht nach vorläufigen Erkenntnissen von Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes die Immunantwort des Körpers deutlich. Wie die Universität am Montag in Saarbrücken mitteilte, untersuchten die Forscher die Abwehrreaktionen von 250 Menschen in verschiedenen Testgruppen. Von diesen erhielt ein Teil beide Impfungen mit nur einem Wirkstoff. Bei anderen wurde hingegen erst Astrazeneca, dann Biontech/Pfizer verimpft.
Zweifache Biontech/Pfizer-Impfungen oder kombinierte Impfungen mit den Präparaten von Astrazeneca und Biontech/Pfizer zeigten "wesentlich höhere" Wirksamkeiten als doppelte Immunisierungen mit Astrazeneca, wie die Universität mitteilte. Die Ergebnisse der Studie waren demnach allerdings noch nicht wissenschaftlich publiziert und daher zunächst lediglich als vorläufig anzusehen.
Eine Kombination der Impfstoffe führe sogar zu einer geringfügig höheren Abwehrreaktion als eine doppelte Biontech/Pfizer-Impfung allein, berichteten die Wissenschaftler weiter. Sie untersuchten im Detail die Immunantworten der Teilnehmer. Dabei stellten sie fest, dass nach Kombinationsimpfungen wie nach reinen doppelten Impfungen mit Biontech/Pfizer erheblich mehr Antikörper sowie sogenannte T-Zellen auftraten. Die Experten waren nach eigenen Angaben "überrascht" über die Deutlichkeit dieser Unterschiede.
Dies sei auch der Grund für ihren Entschluss zur Publikation der zunächst vorläufigen Ergebnisse, erklärten sie laut Universität. Kämen auch andere Forscherteams zu ähnlichen Ergebnissen, sollte "intensiv" über die regelhafte Kombination von Corona-Impfstoffen beiden Typs nachgedacht werden. Zugleich betonten sie, dass auch Menschen nach zwei Astraczeneca-Impfungen einen ausreichenden Impfschutz hätten. Eine Kombination könne aber anscheinend "das volle Potenzial" besser ausschöpfen, das in dem Impfstoff liege.
Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Astrazeneca unterscheiden sich in der Konstruktion. Das Vakzin von Biontech/Pfizer ist ein neuartiger sogenannter mRNA-Impfstoff, während das Präparat von Astrazeneca ein traditionellerer Vektorimpstoff ist. Von Anfang an zeigten mRNA-Impfstoffe gegen Corona in den Zulassungsstudie eine generell höhere Wirksamkeit als die Vakzine auf Vektorbasis.
In Deutschland empfahl die Ständige Impfkommission schon Anfang April, zumindest jüngeren Geimpften ein anderes Vakzin als Astrazeneca zu verabreichen. Dabei spielten allerdings seltene Nebenwirkungen nach Astrazeneca-Impfungen eine entscheidende Rolle, Wirksamkeitsuntersuchungen waren noch nicht verfügbar.
Auch die Forscher aus Saarbrücken betonten, sie müssten die Daten noch unter diversen Aspekten genauer auswerten. Dazu gehöre die Frage, ob es Unterschiede etwa bei Alter oder Geschlecht gebe und bei welchen Kombinationen die meisten Nebenwirkungen aufträten.
bro/cfm
© Agence France-Presse