Die „Feuerpolizei“
„Bahnunfälle, Suizide, da komme ich mit klar“, sagt Thomas Feldhaus, „aber schwere Kindernotfälle, die setzen einem zu.“ Dann erzählt der Feuerwehrmann von Anaphylaxie, einer akuten allergischen Reaktion, die zum Tod führen kann. Es ist diese notfallmedizinische Seite seines Berufes, die ihn besonders anspricht. In Zukunft wird er als Praxisanleiter für die Ausbildung der Notfallsanitäter*innen zuständig sein.
Thomas Feldhaus nennt die Dinge beim Namen. „Das Drumherumgelaber ist nicht meins“, sagt er, und seine Frau Sarah kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hat selbst genug zu erzählen, denn die Polizeibeamtin ist im Wach- und Wechseldienst einiges gewöhnt. „Am ersten Tag nach meiner Elternzeit“, sagt die zweifache Mutter, „haben wir das Jugendamt begleitet, um die Kinder eines Drogenabhängigen in Obhut zu nehmen. Das Heroin lag noch auf dem Tisch, und die Kinder hatten später nur Angst, dass ihr Vater wiederkommt.“ Kein Wunder, dass Thomas Feldhaus unumwunden einräumt: „Ich will, dass meine Frau von der Straße kommt.“ Denn der Ton dort wird rauer. Oft bleibt es nicht bei verbaler Gewalt, Sarah Feldhaus erzählt von Tritten und auch ihr Mann berichtet von körperlichen Übergriffen.
Am Anfang ihrer Beziehung war Thomas mit einem Feuerwehrkollegen im Einsatz bei einem Verkehrsunfall, als seine Frau Sarah ihrerseits die polizeilichen Aufgaben wahrnahm. Der Kollege schwärmte von der hübschen Polizistin, ohne zu wissen, dass es eine persönliche Verbindung zwischen Thomas und ihr gab. Da konnte Thomas Feldhaus sich den Spaß nicht verkneifen und küsste die Beamtin im Vorübergehen.
So herzlich sie miteinander umgehen, so einig sind sie sich, wenn es darum geht, die fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit, ja ihres ganzen Berufsstandes zu beanstanden. Dabei, so betonen beide, arbeiten Polizei und Feuerwehr gut zusammen. Das Gefühl fehlender Rückendeckung käme schon mal auf, wenn die Justiz Verfahren ohne ersichtlichen Grund einstelle. Hier wünschen sich beide mehr Transparenz, um Urteile nachvollziehen zu können. „Die Täter lachen doch über uns“, stellt Thomas Feldhaus fest. „Wir müssen uns oft rechtfertigen und werden in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt. Man darf dabei nicht vergessen, dass wir keine Übermenschen sind, sondern einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen.“ Oft fehle es an Selbstverständlichkeiten wie genügend Funkgeräten oder Streifenwagen:
„Wenn wir Praktikanten auf den Streifenwagen haben, können die Funkgeräte schon mal knapp werden.“ Sichtlich betroffen wirkt Sarah Feldhaus, als es um rechtsradikale Strömungen im Polizeidienst geht: „Das finde ich unbegreiflich und so kenne ich meine Polizei nicht.“ Trotz dieser widrigen Umstände ist das Paar nicht frustriert. Beide stellen allerdings fest, dass es mit Teilen der Bevölkerung deutlich besser laufen könnte. „Disziplin, Respekt, Zivilcourage sowie die Fähigkeit, auch mal zurückstecken zu können – das wäre doch mal was.“
Foto: Charlotte Beck
Text Interview: Burkard Knöpker