Trotz Tamponage in der noch blutenden Nase verwandelte der Leverkusener Schick nach einem Ellbogencheck von Dejan Lovren einen Foulelfmeter (37.) und ist mit bereits drei Treffern bislang bester EM-Torschütze. Der ehemalige Bundesliga-Profi Ivan Perisic (47.) glich kurz nach dem Seitenwechsel im nur spärlich besetzten Hampden Park von Glasgow aus.
Der kroatische Nationaltrainer Zlatko Dalic hatte nach dem England-Spiel (0:1) eine offensivere Ausrichtung versprochen, entschied sich bei der Rückkehr zum 4-2-3-1-System aber für nur zwei neue Kräfte. Im Abwehrzentrum begann der zuletzt am Knie verletzte Lovren, der Wolfsburger Josip Brekalo kam auf dem linken Flügel zum Einsatz.
Doch die ersten Signale setzten die selbstbewussten Tschechen, etwa als Tomas Souceks Kopfball nach einer Ecke nur knapp über das Tor strich (5.). Die Kroaten fanden überhaupt nicht ins Spiel, es mangelte an Bewegung, Ideen und Präzision. Auch dem alternden Metronom Modric (35) unterliefen zunächst ungewohnt viele Fehlpässe.
"Der Schlüssel ist, gut zu verteidigen und unsere Chancen für Konter nutzen", hatte Schick vorab über den tschechischen Matchplan verraten. Nach seinem Doppelpack inklusive Weitschuss-Traumtor gegen Schottland (2:0) dauerte es nicht lange bis zum nächsten großen Auftritt des 25-Jährigen.
Weil Lovren im Luftzweikampf seinen Ellbogen in Schicks Gesicht knallte, entschied Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande (Spanien) nach Ansicht der Videobilder nachvollziehbar auf Strafstoß. Schick trat zum Erstaunen der Zuschauer direkt nach seiner Behandlung selbst an, und verwandelte noch mit frischem Blut auf der Oberlippe sicher mit einem Schuss ins linke untere Eck - um dann beim Jubel über die verdiente Führung vor den TV-Kameras seine Muskeln spielen zu lassen.
Die Halbzeitansprache und Umstellungen aber fruchteten bei den Kroaten, die im zweiten Durchgang eine bessere Körpersprache an den Tag legten. Das machte sich sofort bezahlt: Mit einem schnell ausgeführten Freistoß schickte der Hoffenheimer Andrej Kramaric auf der linken Seite Perisic steil, der an den überrumpelten Tschechen vorbei in den Strafraum dribbelte und ins lange Eck traf.
Bei mehr Tempo und gesteigertem Einsatz von Kapitän Modric gelangen auch mehr durchdachte Vorstöße ins finale Drittel. Der EM-Zweite von 1996 aus Tschechien hielt nach Kräften mit beherztem Pressing dagegen.
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