Das betreffe unter anderem ältere Menschen mit einem ohnehin abgeschwächtem Immunsystem, sagte der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité am Freitag in Berlin. In Studien habe sich gezeigt, dass Menschen ab 80 Jahren auch nach einer Zweitimpfung eine leicht reduzierte Immunantwort zeigen.
Eine Auffrischungsimpfung könnte Sander zufolge auch für Organtransplantierte empfohlen werden oder nach bestimmten Therapien, die das Immunsystem schwächen. "Ich denke, die Daten sollten wir ernst nehmen und schon einmal darauf vorbereiten, dass für bestimmte Personengruppen im Herbst und Winter gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung notwendig werden könnte", sagte Sander. Das gelte auch für Kontaktpersonen dieser Risikogruppen, etwa Teile des Gesundheitspersonals.
Der Experte sieht dagegen keinerlei Anlass für eine generelle Auffrischungsimpfung der Gesamtbevölkerung. Zudem seien viele Menschen weltweit noch gar nicht geimpft.
Grundsätzlich bieten die in Deutschland zugelassenen Corona-Impfungen demnach einen "exzellenten Schutz" vor den zirkulierenden Virusvarianten, darunter auch die Delta-Variante. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, appellierte an die Bevölkerung, die Zweiimpfung unbedingt wahrzunehmen. Menschen, die vollständig geimpft seien, seien vor schweren Erkrankungen durch die Delta-Variante geschützt. Wer nur einmal geimpft sei, könne das Virus weitertragen.
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