Die extreme Hitzewelle im Westen Kanadas und Nordwesten der USA sorgt weiter für Temperaturrekorde: In der Ortschaft Lytton in der kanadischen Provinz British Columbia wurden am Montag 47,9 Grad Celsius gemessen - nur einen Tag, nachdem in dem Ort mit 46,6 Grad der kanadische Hitzerekord von 1937 geknackt worden war.
In den normalerweise für ihr kaltes und nasses Klima bekannten US-Metropolen Seattle (Bundesstaat Washington) und Portland (Oregon) kletterten die Temperaturen auf 42,2 und 46,1 Grad Celsius und erreichten damit die höchsten Werten in den beiden Städten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1940. Der US-Wetterdienst warnte, dass die gefährliche Hitze bis Mitte der Woche anhalten dürfte.
In den betroffenen Gebieten Kanadas gilt die Hitzewarnung bis zum Wochenende. "Hier herrscht eine Hitze wie in der Wüste", sagte der leitende Klimaforscher des kanadischen Umweltministeriums, David Phillips, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind das zweitkälteste Land der Welt und das schneereichste", sagte er. "Wir sehen oft Kälteeinbrüche und Schneestürme, aber eine derartige Hitze sind wir nicht gewöhnt". "In Dubai wäre es jetzt kühler", fügte er hinzu.
In den besonders betroffenen Orten wurden Schulen und Impfzentren geschlossen, die Behörden stellten klimatisierte Räume zum Abkühlen zur Verfügung und ließen Wasser und Sonnenhüte verteilen. Strände und Schwimmbäder waren überfüllt, die Notdienste überfordert. Mehrere Einwohner, die zu Hause keine Klimaanlagen haben und in den Geschäften keine Ventilatoren mehr bekamen, flüchteten sich über Nacht in ihre klimatisierten Autos oder in Tiefgaragen.
Ähnlich sah die Situation im Nordwesten der USA aus. Aufgrund der extremen Hitze und anhaltenden Dürre brachen dort zudem am Wochenende mehrere Brände aus.
In Seattle musste ein bekannter Bauernmarkt erstmals wegen Hitze schließen, wie sein Verwalter Doug Farr berichtete. "Bisher war es meistens wegen Schnee", sagte er. Der Amazon-Konzern stellte den Bewohnern, deren Wohnungen oftmals ohne Klimaanlagen sind, einen Teil seiner Zentrale als kühle Zufluchtstätte zur Verfügung.
Normalerweise herrschen in der Pazifik-Metropole im Juni Temperaturen von 19 Grad. "Bei 21 Grad ist es schon ein schöner Tag, alle sind draußen in Shorts und T-Shirts", sagte ein Bewohner AFP. "Aber das hier wird langsam absurd."
Für die extreme Hitze verantwortlich ist das Phänomen der "Hitzekuppel", das heißt, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heiße Luft in der Region fest. Laut den Wetterexperten der "Washington Post" ist die Intensität dieser Hitzekuppel "statistisch gesehen so selten, dass sie im Durchschnitt nur einmal alle paar tausend Jahre zu erwarten" sei. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe allerdings "diese Art von außergewöhnlichen Ereignissen wahrscheinlicher gemacht".
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Michel COMTE / © Agence France-Presse