Nach
einer Kampfkandidatur um das Amt des ZDF-Intendanten steht auch künftig
ein Mann an der Spitze des Senders: Der ZDF-Fernsehrat wählte am
Freitag bei seiner Sitzung in Mainz den bisherigen Programmdirektor des
Senders, Norbert Himmler, zum neuen Intendanten.
Zuvor hatte sich die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, nach zwei ergebnislosen Wahlgängen aus dem Rennen zurückgezogen. "Ich werde das Rennen an dieser Stelle beenden", sagte Hassel. Sie gratulierte Himmler und wünschte ihm ein "gutes Gelingen". In beiden Wahlgängen hatte Himmler zuvor vorn gelegen. Bei ihrer Wahl wäre Hassel die erste Frau an der ZDF-Spitze gewesen.
Am Vormittag und Mittag blieben zwei Wahldurchgänge zunächst ohne Ergebnis, weil beide Kandidaten die erforderliche Mehrheit verpassten. Himmler erhielt im ersten Wahlgang 34 Stimmen, im zweiten Wahlgang 32. Für Hassel stimmten im ersten Durchgang 24 Fernsehratsmitglieder, im zweiten 28. Benötigt wurde eine Dreifünftelmehrheit von 36 Stimmen der 60 Stimmen im Fernsehrat.
Himmler ist seit 1997 für das ZDF tätig. Er arbeitete unter anderem für den "Länderspiegel" und in der Planungsredaktion, deren Leitung er 2002 übernahm. 2008 wurde ihm die Leitung der Hauptredaktion Spielfilm übertragen. Ein Jahr später leitete er zudem den damals neuen Sender ZDFneo. Seit 2012 ist Himmler ZDF-Programmdirektor.
"Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe, die auf mich zukommt", sagte Himmler im Anschluss an die Wahl vor Journalisten. "Ich bin ein Kind des ZDF - es war mein Wunsch, weiter Verantwortung tragen zu können." Er freue sich über das Vertrauen und sei glücklich über den Rückenwind. "Es war ein toller Wettstreit", sagte Himmler.
Innerhalb des Fernsehrats gibt es zwei sogenannte Freundeskreise. Der rote Freundeskreis steht der SPD nahe, als seine Kandidatin galt Hassel. Hinter Himmler soll hingegen der schwarze Freundeskreis gestanden haben, welcher der CDU nahe steht. Nicht jedes Mitglied des Fernsehrats gehört aber einem der Freundeskreise an.
Das betonte auch die Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme. "Es sind keine Parteikader, die dort organisiert sind", sagte sie. In den Freundeskreisen seien viele verschiedene Vertreter Mitglied. Es gebe keine Bindung bei Abstimmungen. Thieme lobte Hassel als "respektable Gegenkandidatin".
Die 57-jährige Hassel begann ihre journalistische Karriere 1990 beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Dort arbeitete sie bis 1994 als Redakteurin und Moderatorin. Danach war sie fünf Jahre lang Paris-Korrespondentin für die ARD. Zwischen 2001 und 2012 moderierte sie den "Weltspiegel". Seit 2001 war sie zudem WDR-Auslandschefin . Ab 2012 leitete sie zunächst das ARD-Studio in Washington, bevor sie 2015 die Leitung des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin übernahm.
Der derzeitige ZDF-Intendant Thomas Bellut scheidet zum 15. März 2022 aus. Er steht seit März 2012 an der ZDF-Spitze. Im März 2021 kündigte er an, sich nicht um eine dritte Amtszeit zu bewerben. Der Intendant oder die Intendantin wird vom Fernsehrat für die Dauer von fünf Jahren gewählt.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gratulierte Himmler zur Wahl. Er sei ein "profilierter Medienmanager, der für einen modernen und innovativen öffentlich-rechtlichen Rundfunk" stehe, erklärte Dreyer. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit.
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Annalena DÖRNER / © Agence France-Presse