Die Mannschaft von Roberto Mancini ist seit 32 Länderspielen ungeschlagen und muss spätestens jetzt als Topfavorit auf den Titel gelten. Nicolo Barella (31.) und Lorenzo Insigne (44.) schossen Italien ins erste EM-Halbfinale seit 2012, Romelu Lukaku (45.+2) sorgte per Foulelfmeter für Spannung. Doch die "goldene Generation" der Belgier wird weiterhin ohne Titel bleiben.
Die EM verabschiedet sich damit aus München, 12.985 Zuschauer sahen das letzte Spiel in der Allianz Arena - es war ein würdiger Ausstand. Hatten bislang vor allem die Außenseiter für die Geschichten dieser EM gesorgt, trafen nun endlich zwei echte Titelkandidaten aufeinander, und selbst bei genauem Hinsehen war kein Favorit zu identifizieren. "Das ist ein großes Spiel für beide Mannschaften", sagte Belgiens Axel Witsel, "wir müssen unser Ding machen, weil sie ihr Ding machen werden."
Und so kam es dann auch, vom Anpfiff weg. Beide Mannschaften suchten die Offensive, Belgien kam nach nicht einmal einer Minute zum ersten gefährlichen Abschluss durch Lukaku. Überhaupt waren die Roten Teufel zu Beginn noch etwas zielstrebiger, es traf allerdings Italien.
Leonardo Bonucci beförderte den Ball nach einem Freistoß ins Tor, die Tifosi feierten, der Stadionsprecher sagte den Schützen durch, nur Trainer Mancini saß reglos auf seiner Bank - er ahnte es wohl schon: Der Video-Assistent entdeckte die Abseitsstellung von Vorbereiter Giorgio Chiellini, der Treffer zählte nicht.
Kapitän Chiellini war nach seiner Verletzungspause in die Verteidigung zurückgekehrt, und er hatte weiterhin viel zu tun. Kevin De Bruyne (22.) und Lukaku (26.) brachen durch und schlossen ab, Gianluigi Donnarumma hielt jeweils stark. Um De Bruynes Einsatz hatte Belgien wegen einer Knöchelblessur lange bangen müssen, der Spielmacher stand dann aber doch in der Startelf. Kapitän Eden Hazard (Oberschenkel) saß dagegen nicht mal auf der Bank.
Die Italiener wurden mit zunehmender Spielzeit dominanter, mit starkem Positionsspiel fanden sie Lücken, mit aggressivem Gegenpressing sorgten sie für Fehler der Belgier. So auch vor dem Führungstreffer: Einen Fehlpass von Jan Vertonghen nutzte letztlich Barella.
Bis zur Pause blieb es ein wildes Spiel. Insigne traf sehenswert per Schlenzer, dann entschied Schiedsrichter Slavko Vincic (Slowenien) auf einen umstrittenen Foulelfmeter für die Belgier: Giovanni Di Lorenzo hatte Jeremy Doku gerempelt, der nahm das Angebot an und fiel - Lukaku verwandelte.
Die Italiener schimpften noch auf dem Weg in die Kabine, kamen allerdings mit kühlem Kopf wieder heraus: Sie blieben die strukturiertere Mannschaft und setzten keineswegs bloß auf Verteidigung des Vorsprungs. Bei den Belgiern, in der Zentrale an diesem Abend unterlegen, fehlte oft die Bindung zwischen Abwehr und Angriff.
Die individuelle Klasse sorgte dennoch für einige weitere Chancen, De Bruyne bediente Lukaku im Fünfmeterraum, Leonardo Spinazzola rettete mit dem Oberschenkel - und feierte die Aktion wild mit seinen Kollegen (61.). Knapp zehn Minuten später verpasste Lukaku aus ähnlicher Position knapp per Kopf, es blieb ein völlig offenes Spiel.
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