Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat nach den Plagiatsvorwürfen gegen sie mehr Fairness im Bundestagswahlkampf gefordert. Es gebe "Beharrungskräfte, die Veränderung verhindern und sachliche Debatten über die besten Ideen für unser Land überdecken wollen", sagte Baerbock den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben) und der französischen Zeitung "Ouest-France". "Ich finde es wichtig, dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren - vor allem über die großen Zukunftsfragen."
Baerbock wies die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern wollen" zurück. "Es ist gerade keine Doktorarbeit", betonte die Co-Chefin der Grünen.
Sie führte aus, in dem Buch stünden die "großen politischen Fragen" im Mittelpunkt: "die Klimakrise, die Zukunft von Kindern und Familien, der Zusammenhalt in der Gesellschaft". In all diesen Feldern müsse Deutschland sich erneuern. "Diese letzten Wochen haben gezeigt, dass es Kräfte in unserem Land gibt, die diese Erneuerung nicht wollen", sagte Baerbock.
Auf die Frage, ob sie ihr Buch selbst geschrieben habe, sagte sie den Funke Medien: "Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen. Grundlage waren Transkripte von langen Interviews, die mit mir geführt wurden."
Der Medienwissenschaftler Stefan Weber hatte Baerbock mehrere wörtliche Übernahmen in ihrem neuem Buch vorgeworfen. Weber sprach dabei von Urheberrechtsverletzungen. Die Grünen entgegneten der Kritik, bei den beschriebenen Passagen handele es sich um allgemein zugängliche Fakten oder bekannte grüne Positionen.
Baerbock sieht sich als Opfer von "Fake-News" über ihre Person, wie sie in dem Funke-Interview sagte. "Zum Beispiel wurde in Frage gestellt, ob ich in London überhaupt einen Studienabschluss gemacht habe."
Die Kanzlerkandidatin der Grünen steht seit Wochen in der Kritik. So musste sie nachträglich dem Bundestag Nebeneinkünfte melden und ihren im Internet veröffentlichten Lebenslauf korrigieren. Derzeit haben sowohl Baerbock als auch ihre Partei mit rückläufigen Umfragewerten zu kämpfen.
yb © Agence France-Presse