Äthiopien hat die zweite Phase der Flutung seines umstrittenen Nil-Staudamms begonnen. Der Schritt sei "eine Verletzung internationaler Gesetze und Normen", erklärte Ägypten, einer der Nil-Anrainerstaaten, am Montag. Das Staudamm-Projekt der äthiopischen Regierung sorgt bei den flussabwärts liegenden Nachbarländern seit Jahren für Ärger.
Die beiden Nil-Anrainer Ägypten und Sudan fürchten angesichts des äthiopischen Staudamm-Projekts um ihre eigene Wasserversorgung. Ägypten ist mit seinen mehr als hundert Millionen Einwohnern fast vollständig auf das Wasser aus dem Nil angewiesen. Die Regierungen in Kairo und Khartum verlangen von Äthiopien, bindende Verpflichtungen zum Betrieb und zum Stauvolumen der Talsperre einzugehen. Äthiopien hingegen argumentiert, der Wasserzufluss nach Ägypten und in den Sudan werde durch die Talsperre gar nicht beeinträchtigt.
Der UN-Sicherheitsrat soll am Donnerstag zusammenkommen, um die Angelegenheit im Namen von Ägypten und dem Sudan zu diskutieren. "Ich glaube nicht, dass der Sicherheitsrat das Staudamm-Problem selbst lösen kann", sagte jedoch der französische UN-Botschafter Nicolas de Rivière in der vergangenen Woche.
Die Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre soll mit 6000 Megawatt Jahresleistung einmal das größte Wasserkraftwerk Afrikas werden. Der Bau der 1,8 Kilometer langen und 145 Meter hohen Staumauer begann 2011. Im vergangenen Jahr hat Äthiopien mit der Flutung des riesigen Staubeckens begonnen, 2023 soll die Talsperre vollständig in Betrieb gehen.
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