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Filmfestival Cannes mit großem Star-Aufgebot eröffnet

Der Glamour ist zurück an der Croisette: Mit einem großen Star-Aufgebot haben im südfranzösischen Cannes die 74. Internationalen Filmfestspiele begonnen. Jury-Präsident Spike Lee und seine Kollegen Pedro Almodóvar, Jodie Foster und Bong Joon Ho eröffneten am Dienstag das berühmte Filmfestival, bei dem in diesem Jahr insgesamt 24 Filme um die Goldene Palme konkurrieren. Als Eröffnungsfilm wurde der Spielfilm "Annette" mit Adam Driver und Marion Cotillard in den Hauptrollen gezeigt.

Hollywood-Star Foster begrüßte die Gäste des Festivals in fließendem Französisch. Die Schauspielerin erinnerte an die "Sorgen und Todesängste", mit denen viele angesichts der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr konfrontiert gewesen seien. "Und hier sind wir, nach einem Jahr, das wie kein anderes gewesen ist, wieder in unseren wunderschönen Kleidern", sagte Foster. "Habt ihr den Glamour vermisst? Ich habe ihn vermisst", fügte sie hinzu.

Auf der Bühne nahm Foster eine Ehrenpalme von dem spanischen Star-Regisseur Almodóvar entgegen. Zur Eröffnung gesellten sich außerdem der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho, der 2019 die Goldene Palme für seinen Film "Parasite" bekommen hatte, und Jury-Präsident Lee dazu. 

AFP

Die Welt wird nach Ansicht von Cannes-Jury-Präsident Spike Lee von "Gangstern" regiert. Vor Beginn der Internationalen Filmfestspiele in der südfranzösischen Stadt sagte der New Yorker Regisseur über bestimmte Präsidenten: "Sie haben keine Moral, keine Skrupel."


Der New Yorker Regisseur Lee ist der erste Schwarze an der Spitze der Jury in Cannes. Vor der offiziellen Eröffnung des Festivals hatte der 64-Jährige bei einer Pressebegegnung scharfe Kritik an Regierungen weltweit geübt. Die Welt werde von "Gangstern" regiert, sagte Lee nach der emotionalen Aussage einer georgischen Journalistin, die den Einfluss Russlands unter Präsident Wladimir Putin für das gewaltsame Vorgehen gegen eine geplante Pride-Parade in ihrem Heimatland verantwortlich machte.

"Agent Orange, dieser Typ in Brasilien und Putin sind Gangster. Sie haben keine Moral, keine Skrupel. Das ist die Welt, in der wir leben", sagte Lee und fügte hinzu: "Wir müssen uns gegen solche Gangster aussprechen."

Lee, der eine Kappe mit der Jahreszahl 1619 für die Ankunft der ersten Sklaven in Amerika trug, bezeichnet den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgrund von dessen oft auffälliger Gesichtsfarbe stets als "Agent Orange". Mit dem "Typen in Brasilien" meinte er den rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro.

Auf die Frage nach seinem Film "Do the Right Thing" von 1989 verwies Lee auf die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA und sagte: "Man würde hoffen, dass rund 30 verdammte Jahre später Schwarze nicht mehr wie Tiere gejagt würden." Lee hat in seinen Filmen immer wieder das Schicksal von Menschen mit dunkler Hautfarbe thematisiert.

Die Goldene Palme wird in diesem Jahr am 17. Juli verliehen. Lee war bereits im vergangenen Jahr für den Jury-Vorsitz vorgesehen, wegen der Corona-Pandemie fielen die Filmfestspiele aber aus. In diesem Jahr sitzen mehrheitlich Frauen in der Cannes-Jury, darunter die US-Schauspielerin Maggie Gyllenhaal, die kanadisch-französische Sängerin Mylène Farmer und die französisch-senegalesische Regisseurin Mati Diop.

Die Vergabe der Goldenen Palme an eine Regisseurin ist allerdings unwahrscheinlich: Nur bei vier der 24 Filme, die um den wichtigen Filmpreis konkurrieren, führten Frauen Regie. Mit Jane Campion, deren Film "Das Piano" 1993 ausgezeichnet wurde, hat erst einmal eine Frau die Goldene Palme gewonnen. 

Als Favoriten im Wettbewerb gelten in diesem Jahr der italienische Filmemacher Nanni Moretti, der Franzose Jacques Audiard und der Thailänder Apichatpong Weerasethakul. Ebenfalls nominiert sind Filme von US-Star Sean Penn, dem zweifachen iranischen Oscar-Gewinner Asghar Farhadi sowie vom mit einer Ausreisesperre belegten russischen Regisseur Kirill Serebrennikow. 

isd/lan