Minister, Vertreter internationaler Organisationen, der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beraten auf der zweitägigen Veranstaltung über einen nachhaltigeren Umgang mit Chemikalien und Elektroschrott. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und UN-Generalsekretär António Guterres eröffneten die Veranstaltung. Anlässlich des Berlin Forums stellte Deutschland dem UN-Umwelthilfeprogramm Unep eine Million Euro zur Verfügung.
Weltweit arbeiten laut dem aktuellen WHO Bericht rund 12,9 Millionen Frauen in der informellen Abfallwirtschaft. Dort kommen sie potenziell mit giftigen Stoffen und Chemikalien aus unsachgemäß entsorgtem Elektroschrott in Berührung. Dies kann auch für ungeborene Kinder gesundheitschädlich sein. Laut WHO-Schätzung arbeiten weltweit außerdem 18 Millionen Kinder und Jugendliche im informellen Industriesektor, zu dem auch die Arbeit mit Elektroschrott zählt.
Insbesondere Kinder sind aufgrund ihrer geringeren Körpergröße, ihrer weniger entwickelten Organe und ihres schnellen Wachstums anfällig für die schädlichen Auswirkungen von Chemikalien, erklärte das Bundesumweltministerium. Diese könnten sich unter anderem negativ auf die Atemwege oder die Schilddrüsenfunktion auswirken, oder Schäden an der DNA verursachen.
"Kinder und Jugendliche haben das Recht, in einer gesunden Umgebung aufzuwachsen und zu lernen, und die Belastung durch Elektroschrott und seine vielen giftigen Bestandteile beeinträchtigt zweifellos dieses Recht", erklärte WHO-Direktorin Maria Neira. Sie forderte größere Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft für die Bemühungen der Vereinten Nationen, mehr Chemikaliensicherheit und -nachhaltigkeit durchzusetzen.
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bettina Hoffmann, kritisierte die Bundesregierung für ihren Umgang mit illegalem Export von Elektroschrott. "Viele dieser Stoffe können Krebs, Diabetes, ungewollte Kinderlosigkeit oder Allergien verursachen", erklärte sie. Besonders betroffen seien Kinder und Frauen in Staaten des globalen Südens. Hoffmann forderte eine Stärkung des Zolls, um die Exportverbote von Elektroschrott wirkungsvoller umzusetzen.
"Wir brauchen zudem ein internationales Chemikalienabkommen, um Zulassung, Gebrauch und weltweiten Handel von gefährlichen Chemikalien wirksam zu regulieren", forderte Hoffmann. Die Bundesregierung solle ihren Vorsitz in der 5. Internationalen Konferenz zum Chemikalienmanagement nutzen, um ein solches Abkommen durchzusetzen.
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