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Interview Nr. 6: Der Mensch dahinter

Nach seinem Einsatz in Kabul koordiniert Roman Mohnen in Corona-Zeiten die Amtshilfeanträge in NRW und freut sich über die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Denn wie er der Initiative für Respekt und Toleranz (www.der-mensch-dahinter.de) berichtet: Er kennt es auch anders.

Der Koordinator

„Man lernt das eigene Leben deutlich mehr zu schätzen, wenn man die Armut der Leute sieht und ihre Lebensumstände“, erinnert sich Roman Mohnen an seine beiden Missionen als Bundeswehrsoldat in Kabul. Er war dort unter anderem zuständig für die Sicherung der Transporte in die verschiedenen Lager, „eine Art bewachte Post“, versucht er es zu verdeutlichen. Zusätzlich koordinierte er die deutschen NATO-Flüge in Kabul. Mehrmals geriet das Lager, in dem er stationiert war, unter Beschuss seitens der Taliban. „Auch außerhalb der Lager war es nie sicher“, mehr möchte er dazu nicht sagen.

 

Ursprünglich wollte Roman Mohnen Polizist werden, konnte den Beruf aber wegen eines Problems mit den Augen nicht ergreifen. Dann kam der 11. September 2001 und wurde zu einer Art Schlüsselerlebnis für seine Berufswahl. Plötzlich gab es eine größere mediale Aufmerksamkeit für Einsätze der Bundeswehr im In- und Ausland. Er verpflichtete sich für zwölf Jahre, ging in die Infanterie und wurde Jägerfeldwebel, danach Ausbilder in der Grundausbildung. Als dieses Tätigkeitsfeld aufgrund der Abschaffung der Wehrpflicht entfiel, spezialisierte er sich zunächst auf das Gebiet der Aufklärung von Sprengfallen, wurde dann Schießausbilder und schlug schließlich die Laufbahn des Offiziers im Militärfachlichen Dienst ein.

 

Anfeindungen gegenüber Soldaten in der Öffentlichkeit kennt Roman Mohnen aus den Schilderungen von Kameraden. „An Bahnhöfen oder in besonderen Stadtteilen, etwa in bestimmten Teilen des Ruhrgebiets, sollte man nicht unbedingt in Uniform herumlaufen“, stellt er fest. Es habe schon immer Vorbehalte gegenüber der Bundeswehr gegeben. Unwissenheit sei ein Grund dafür, insbesondere aber auch „ein falscher Bezug zur Vergangenheit“. Dass es in der Bundeswehr vereinzelt auch radikales Gedankengut gebe, findet er prinzipiell nicht verwunderlich, denn die Truppe sei eben „ein Spiegelbild der Gesellschaft“. Er vertraut in dieser Hinsicht voll und ganz auf den Militärischen Abschirmdienst, dessen Arbeit er sehr schätzt.

 

In seiner Freizeit spielt Roman Mohnen am liebsten Tennis, ist Sportwart im Verein und Oberschiedsrichter für den Tennisverband Niederrhein. Die wichtigsten Werte in unserer Gesellschaft sind für ihn Loyalität und Zuverlässigkeit. Seit März 2020 ist die Bundeswehr in der Corona-Krise nun auch im zivilen Bereich gefordert, hilft beim Testen und Impfen und unterstützt die Gesundheitsämter in der Kontaktnachverfolgung und mit Abstrichteams. Roman Mohnen koordiniert in diesem Zusammenhang die Amtshilfeanträge in NRW. „Die Soldat*innen machen hier einen sehr guten Job“, freut er sich. „Die Bundeswehr rückt dadurch in der Öffentlichkeit in ein positives Licht.“ Seine Hoffnung ist, dass dieser Eindruck für die Zukunft anhält.

 

Foto: Charlotte Beck

Text Interview: Burkard Knöpker


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