Ministerin Heinen-Esser: Wir müssen mit aller Kraft die Widerstandsfähigkeit in Stadt und Land gegen die Folgen des Klimawandels stärken
Eine
derart großflächige und verheerende Hochwasserlage wie in den
zurückliegenden Tagen hat es in Nordrhein-Westfalen noch nie gegeben.
Darauf haben Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und das Landesamt für
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) am Freitag in Duisburg
hingewiesen.
Eine derart großflächige und verheerende Hochwasserlage wie in den
zurückliegenden Tagen hat es in Nordrhein-Westfalen noch nie gegeben.
Darauf haben Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und das Landesamt für
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) am Freitag in Duisburg
hingewiesen. „Die Wassermassen haben in vielen Regionen bisher gemessene
Werte überschritten. Gebot der Stunde ist es jetzt, weitere
Folgeschäden zu verhindern und die Betroffenen zu unterstützen. Zugleich
müssen wir sehr genau analysieren, wie sich Kommunen noch besser auf
solche Extremereignisse vorbereiten können. Klimaanpassung muss noch
mehr zur Selbstverständlichkeit werden“ sagte Ministerin Heinen-Esser
bei einem Besuch der Hochwassermeldezentrale.
Starkes Hochwasser an 40 von 175 Pegeln
Hier laufen alle Pegel- und Abflussmessungen für Nordrhein-Westfalen
zusammen. So auch im akuten Krisenfall. „Von 175 Pegeln an NRW-Gewässern
wurden an 40 Messstellen stark erhöhte Wasserstände gemessen, die
bisher bekannten Hochwassermarken wurden um bis zu einem Drittel
überschritten. In Hagen etwa sind an zwei Tagen über 240 Liter
Niederschlag pro Quadratmeter gefallen, in normalen Jahren fallen im
NRW-Durchschnitt im gesamten Juli nur rund 80 Liter“, erläuterte Bernd
Mehlig, Leiter des Hochwasserinformationsdienstes des LANUV. Derzeit
seien an den Oberläufen zwar die Scheitel überschritten, allerdings
befänden sich die Wasserstände weiterhin auf hohem Niveau und sinken
teils nur langsam. Unterhalb von Talsperren werden durch das Entlasten
noch einige Tage erhöhte Abflüsse zu verzeichnen sein. Der Rhein bei
Köln wird seinen Scheitel am Samstagvormittag voraussichtlich bei 8,50
Meter erreichen.
Klimawandel zeigt ersten Kipppunkt des Klimasystems
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet, dass die Niederschläge weiter
abnehmen und sich am Wochenende Hochdruckeinfluss durchsetzt. Guido
Halbig, Leiter der Niederlassung Essen des DWD, warnt jedoch davor, dass
ein fortschreitender Klimawandel in Zukunft häufiger zu solchen
Extremereignissen führen wird: „Der Klimawandel zeigt einen ersten
bedeutenden Kipppunkt des Klimasystems: den sich abschwächenden
Jetstream. Er ist das entscheidende Steuersystem für die Hoch- und
Tiefdruckgebiete in unseren Breiten und damit für unser Wetter. Schwächt
sich die Höhenströmung ab oder verharrt an einer Stelle, sind
Dürresommer wie 2018 bis 2020 oder dramatische Niederschläge wie in
diesen Tagen die Folge.“
Vorsorge mit bundesweit erstem Klimaanpassungsgesetz
Ministerin Heinen-Esser kündigte an, die Lage mit betroffenen Kommunen,
Kreisen und Wasserverbänden in den nächsten Wochen genau zu analysieren.
„Viele Kommunen haben bereits Konzepte zur Anpassung an den Klimawandel
oder integrierte Klimaschutz- und Anpassungskonzepte entwickelt.
Klimavorsorge muss in den Planungsverfahren eine zentrale Rolle
spielen“, so die Ministerin. „Wir müssen mit aller Kraft die
Widerstandsfähigkeit in Stadt und Land gegen die Folgen des Klimawandels
stärken. Mit dem bundesweit ersten Klimaanpassungsgesetz und einer
15-Punkte-Offensive haben wir die hierzu passende Grundlage gelegt.“
Land unterstützt Kommunen auf vielfältige Weise
Mit dem Sonderprogramm "Klimaresilienz in Kommunen" fördert die
Landesregierung konkrete Maßnahmen der Klimaanpassung. Die
"Kommunalberatung Klimafolgenanpassung NRW" steht als kompetente
Servicestelle zur Unterstützung bei Förderanträgen bereit. In den
kommenden zehn Jahren investieren das Land Nordrhein-Westfalen und die
Wasserverbände alleine im Ruhrgebiet rund 250 Millionen Euro in den
Ausbau grüner und blauer Infrastruktur im Ruhrgebiet, um die
Lebensqualität der Städte zu erhalten und Schäden im Klimawandel zu
vermeiden.
Gestern Dürre, heute Starkregen
Noch vor wenigen Wochen wurde diskutiert, ob der Ablauf aus den
Talsperren gedrosselt werden sollte, weil zu niedrige Pegelstände
drohten. Insofern besteht die Herausforderung darin, sich auf
verschiedene Extremsituationen wie Dürre, Starkregen oder Stürme
einzustellen. „Indem wir Hochwasserschutzmaßnahmen umsetzen,
Starkregenkonzepte erarbeiten, mehr Grün in die Stadt bringen oder mehr
Versickerungsflächen schaffen, beugen wir Hitze und Überschwemmungen
vor“, erläutert die Ministerin.
Aktuelle Pegelstände und Lagebeurteilungen veröffentlicht das LANUV im Internet unter:
https://luadb.lds.nrw.de/LUA/hygon/pegel.php?hochwasser=ja
Das Fachinformationssystem Klimaanpassung des LANUV gibt den Akteuren
vor Ort zahlreiche Hinweise zur praktischen Umsetzung in
unterschiedlichen Handlungsfeldern:
https://www.lanuv.nrw.de/klima/klimaanpassung-in-nrw/fis-klimaanpassung-nordrhein-westfalen