Es waren Tage zwischen Hoffen und Bangen. Konnte eine Operation Balou noch retten? Am 21.05.2021 dann der Anruf aus der Tierklinik. Er hatte es leider nicht geschafft. Die Trauer war groß und niemand dachte in diesen Tagen daran, einer anderen Katze ein Zuhause zu geben. Der Freund Balou war nicht zu ersetzen.
Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich oft eine neue, durch die es nur hindurchzugehen gilt. Denn beim Onkel der Familie waren, kurz vor dem tragischen Tod Balous, 5 Katzenbabys zur Welt gekommen und schon beim ersten Besuch der Familie hatte sich eines dieser Kätzchen der Tochter (12 Jahre) und eines dem Sohn (11 Jahre) vertrauensvoll genähert. Kurz dachte die Mutter „Diese beiden würden perfekt zu uns passen“, verbot sich diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Denn die Großeltern, bei denen Balou eigentlich gelebt hatte, konnten sich einen neuen tierischen Mitbewohner nicht vorstellen. Zu schmerzlich war Balous Verlust. Und der Ehemann hatte schon vor langer Zeit deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine Tiere in seinem Haus dulden würde. Sinnlos also, den Kindern Hoffnung zu machen. Es brach ihr das Herz, als die Tochter nach einem weiteren Besuch erklärte, sie könne nicht noch einmal herkommen, da es sie so traurig mache.
Seine letzte Ruhestätte fand Balou im Garten der Familie. Ein großer Trost, ihn in der Nähe zu wissen, ihn jederzeit besuchen zu können. Das Pfingstwochenende nach dem Verlust war schwer, aber die Familie rückte zusammen, schwelgte gemeinsam in Erinnerungen, weinte und lachte zu den vielen Geschichten, die sie mit ihrem Freund erlebt hatten. Langsam kehrte der Alltag zurück und trotzdem blieb die Lücke spürbar. Bei einer gemeinsamen Autofahrt der Eheleute stieß ausgerechnet der Mann die oben genannte Schicksalstür einen Spalt auf. Er könne sich vorstellen, nun doch eines der Katzenbabys zu nehmen, um den Kindern eine Freude zu machen. Erstaunt schaute die Frau ihren Mann an und dachte an die beiden Kätzchen, die so gut zu jeweils einem ihrer Kinder zu passen schienen. Vorsichtig aber entschlossen wagte sie nun ihrerseits den Vorstoß: „Warum nehmen wir nicht zwei?“ und reagierte erleichtert auf sein: „Ja, warum eigentlich nicht“.
Der 13. Geburtstag der Tochter stand bevor und bot somit die perfekte Gelegenheit zur Verkündung dieser Riesen-Überraschung. Als Perfektionistin bereitete die Mutter diese minuziös vor, schrieb einen Brief und bastelte eine Pinata. Wenn die Familie nun über Balou sprach und die Traurigkeit zurückkehrte, musste sie sich sehr zusammenreißen, um ihr Geheimnis nicht schon vorher zu verraten. Der Geburtstag kam und irgendwann auch der Augenblick der Pinata. Gespannt beobachteten die Eltern ihre Tochter, als diese den Brief las und ließen auch ihren Tränen freien Lauf, als ihre Tochter vor Freude anfing zu weinen. Natürlich fuhr die Familie noch an diesem Tage zum Onkel, um die neuen Familienmitglieder zu besuchen, da diese erst eine Woche später groß genug wären, um ihr neues Heim zu beziehen.
Inzwischen sind sie angekommen – Loui und Schnurri- in ihrem Zuhause mit Katzenbaum, Katzenklo, jeder Menge Spielzeug und selbstgebastelten Papphäuschen zum Verstecken. Der Lieblingsplatz eines der Kätzchen: ausgerechnet die Lieblingscouch des Ehemannes, die sie sich nun freundschaftlich teilen. Dort schläft und wartet die Katze, wenn der Mann zur Arbeit geht. Fast scheint es, als wolle sie ihm täglich zu seiner Entscheidung gratulieren. Und auch die Herzen der Großeltern haben die beiden „Schnurrmaschinen“ im Sturm erobert.
Balou ist nicht ersetzt – wie könnte er auch. Aber das Haus ist wieder gefüllt mit neuen Katzen, neuer Liebe und neuer Fröhlichkeit.
„Balou freut sich, wenn wir uns freuen. Er hätte nicht
gewollt, dass wir traurig sind.“ sagt die 13-jährige frisch gebackene
„Katzenmutter“ und hat bestimmt Recht.
Fotos: privates Archiv der Familie