Fujimori hatte nach der Abstimmung am 6. Juni von Wahlbetrug gesprochen und die Prüfung und Neuauszählung tausender Stimmen beantragt. Für ihre Betrugsvorwürfe legte sie jedoch keine stichhaltigen Beweise vor.
"Liebe Landsleute, ich bringe ein offenes Herz für jeden Einzelnen von euch mit", erklärte Castillo nach Bekanntwerden des offiziellen Wahlergebnisses vom Balkon seiner Parteizentrale in Lima aus. Fujimori rief er in einer versöhnlichen Geste auf mitzuhelfen, "das Land voranzubringen".
Hunderte Anhänger Castillos, die wochenlang vor dem Sitz der Wahlaufsichtsbehörde ausgeharrt hatten, brachen am Montag in Jubel aus. "Endlich haben wir einen Präsidenten", sagte die 27 Jahre alte Rosa Huaman.
Fujimori hatte kurz vor der Entscheidung der JNE erklärt, sie werde das Ergebnis anerkennen, "weil es das Gesetz und die Verfassung verlangen, die zu verteidigen ich geschworen habe". Für die 46-Jährige stand viel auf dem Spiel. Ihr drohen nun eine Anklage in einem Korruptionsverfahren und im Falle einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft.
Der Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori wird vorgeworfen, für ihre Wahlkämpfe 2011 und 2016 Geld von Unternehmen angenommen zu haben. Sie bestreitet die Anschuldigungen. Bei einem Wahlsieg wäre sie aufgrund ihrer Immunität als Staatschefin vorerst vor Strafverfolgung geschützt gewesen.
Castillo soll am 28. Juli vereidigt werden. Er ist bereits der fünfte Präsident binnen drei Jahren. Das südamerikanische Land wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Krisen und Korruptionsskandalen erschüttert. Sieben der letzten zehn Präsidenten wurden entweder wegen Korruption verurteilt oder Ziel von Ermittlungen.
Der linke Gewerkschafter hatte sich im April überraschend gegen 17 Kontrahenten durchgesetzt und zog in die Stichwahl gegen Fujimori mit dem Wahlversprechen, bessere Lebensbedingungen für die Peruaner zu schaffen. Das südamerikanische Land kämpft mit wachsender Arbeitslosigkeit, Armut und einer Rezession, die durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde.
Castillo will binnen eines Jahres eine Million neuer Arbeitsplätze schaffen und den Bergbau sowie die Kohlenwasserstoffvorkommen des Landes verstaatlichen. Zur Ankurbelung der Wirtschaft versprach er öffentliche Investitionen unter anderem in Infrastrukturprojekte.
Doch einige seiner Wahlversprechen sind auch umstritten. So will er sich unter anderem für die Ausweisung straffällig gewordener, illegaler Einwanderer binnen 72 Stunden einsetzen. Diese Äußerungen wurden als Drohung gegen tausende Venezolaner gewertet, die wegen der Krise in ihrer Heimat nach Peru geflohen waren.
Der gläubige Katholik ist zudem ein Gegner der Homo-Ehe, des allgemeinen Rechts auf Abtreibung und der Sterbehilfe. Auch die Todesstrafe will er wieder einführen.
noe
© Agence France-Presse