Ein
Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat heute den
Preis des Landes Berlin zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und
Ergänzungsmethoden für Tierversuche in Forschung und Lehre erhalten. Die
Forschenden wurden für ihr Projekt „Das virtuelle Gelenk“ geehrt. Mit
der diesjährigen Würdigung geht der Preis bereits zum dritten Mal an die
Charité.
Ausgezeichnet wurden Dr. Annemarie Lang von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité sowie Dr. Rainald Ehrig vom
Julius Wolff Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration
der Charité und vom Zuse-Institut Berlin. Zusammen mit ihrem Team ist
es ihnen gelungen, Knorpelveränderungen sowohl in der Zellkultur als
auch parallel in einem Computermodell nachzubilden. Die so simulierten
Vorgänge spiegeln eine beginnende Arthrose beim Menschen wider.
„Bislang
wird für die Grundlagenforschung zu Arthrose und auch anderen
Gelenksentzündungen noch häufig auf Versuchstiere zurückgegriffen“,
erklärt Dr. Lang, die auch Mitglied des Sprecherrats von Charité 3R ist.
„Diese Tierversuche haben zur Entwicklung neuer Medikamente und zum
Verständnis der Erkrankungen einen wichtigen Beitrag geleistet, weisen
aber auch immer wieder Limitationen auf. Wir sind davon überzeugt, dass
die Kombination der beiden neuen Modelle in Zukunft dazu beitragen kann,
die Anzahl der Versuchstiere zu reduzieren und die Übertragbarkeit der
Forschungsergebnisse auf den Menschen zu verbessern.“
Die Preisträger
wollen ihre Arbeit auch über das Krankheitsbild der Arthrose hinaus
nutzbar machen. „Wir werden nun daran arbeiten, in unserem Zellkultur-
und Computermodell das ganze Gelenk abzubilden“, sagt Dr. Ehrig. „Das
soll uns ermöglichen, neben der Arthrose auch rheumatische
Gelenkentzündungen zu simulieren und neue Therapieansätze zu testen.“
Verliehen wurde die Auszeichnung von Dr. Dirk Behrendt, Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, und Franz Allert,
Präsident des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). In
diesem Jahr wurden zwei Projekte zu gleichen Teilen prämiert. Weitere
Preisträger sind Dr. Johanna Berg und Prof. Dr. Jens Kurreck vom
Institut für Biotechnologie der Technischen Universität Berlin mit ihrem
Projekt „3D-Biodruck von Organmodellen“.
Initiiert und koordiniert wird der Preis des Landes Berlin zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche in Forschung und Lehre vom LAGeSo. Er ist mit insgesamt 40.000 Euro dotiert und wird seit 2011 alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) ausgelobt. Gefördert werden Forschungsprojekte aus Berlin oder Brandenburg, die dazu beitragen, die Verwendung von Versuchstieren zu vermeiden oder zu verringern oder bei Tierversuchen die Belastung für die Tiere zu reduzieren.
Bisherige Preisträger der CharitéBereits 2011 und 2017 wurden Projekte unter Leitung der Charité-Wissenschaftler Prof. Dr. Andreas Hocke beziehungsweise Dr. Philipp Mergenthaler und Dr. Harald Stachelscheid mit dem Forschungspreis für Tierversuchsalternativen ausgezeichnet.