Der Start der Rakete erfolgte um 13.12 Uhr Ortszeit (15.12 Uhr MESZ) mit einigen Minuten Verspätung aus der texanischen Wüste. Drei bis vier Minuten lang genossen die Insassen der Kapsel von Bezos' Raumfahrtunternehmen Blue Origin anschließend die Schwerelosigkeit und einen Blick auf die Erdkrümmung.
Dann schwebte die Kapsel mit drei Fallschirmen zurück zur Erde und landete in der westtexanischen Wüste. Nur wenige Minuten später konnten die vier Passagiere die Raumkapsel verlassen, sie wurden von Teilen der Boden-Crew in Empfang genommen und umarmt.
Es sei "eine sehr glückliche Gruppe von Menschen in dieser Kapsel" gewesen, sagte Bezos nach der Landung. Der Amazon-Gründer und seine Mitreisenden klatschten vor den Kameras miteinander ab und umarmten Familienangehörige, die gekommen waren, um den erfolgreichen Flug zu feiern.
Die New-Shepard-Kapsel erreichte eine Höhe von 107 Kilometern, wodurch die Insassen wenige Minuten lang die Schwerelosigkeit genießen konnten, bevor sie sich zurück auf ihre Plätze begaben. "Es ist dunkel hier oben", sagte Funk, die von Bezos als Ehrengästin zu dem Flug eingeladen worden war.
In den 1960er Jahren hatte die begeisterte Fliegerin an einem privat finanzierten Programm für Frauen im Weltraum teilgenommen, bei dem Pilotinnen auf ihre Tauglichkeit als Astronautinnen getestet wurden. Die Frauen der "Mercury 13" durchliefen die gleichen Tests wie die Astronauten der Nasa-Mission Mercury, durften jedoch nicht ins All fliegen. Diesen Traum erfüllte sich Funk nun an Bord der New-Shepard-Kapsel.
Für Aufsehen sorgte auch die Teilnahme des 18-jährigen Daemen: Um am ersten bemannten Flug von Blue Origin teilzunehmen, hatte ein anonymer Bieter zuvor bei einer Online-Auktion ganze 28 Millionen Dollar gezahlt. Umso überraschender, dass der Gewinner der Versteigerung schließlich gar nicht mitflog - wegen "Terminkonflikten", wie Blue Origin erklärte. Er werde an einem späteren Flug teilnehmen.
Deswegen rückte als erster zahlender Blue-Origin-Kunde Daemen nach, der Sohn eines niederländischen Finanzinvestors. Wieviel er für den Flug zahlen musste, verriet das Weltraumunternehmen nicht.
Auf ihrem Abenteuer überquerte die Crew die in 100 Kilometern Höhe gelegene Kármán-Linie, die laut internationaler Definition die Grenze zum Weltraum markiert. Damit gelangte Bezos einige Kilometer höher als der britische Unternehmer Richard Branson, der neun Tage zuvor einen Flug ins All absolviert hatte. Im Wettstreit der Milliardäre dürfte das kein unwesentliches Detail sein.
Unmittelbar vor seinem Flug hatte Bezos einen Wettstreit der Superreichen um die Premiere im All bestritten. Es gebe bereits einen ersten Menschen im All, sagte der 57-Jährige am Montag dem US-Sender NBC. Dies sei "Juri Gagarin - und das ist schon lange her". Er bezog sich dabei auf den historischen Flug des sowjetischen Kosmonauten im April 1961.
Bezos fügt hinzu, sein Flug sei "kein Wettbewerb": Vielmehr gehe es darum, "einen Weg ins All zu errichten, damit zukünftige Generationen unglaubliche Dinge im Weltraum tun können".
gap/bfi
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