"CanaLine" heißt der Laden, der erst kürzlich mitten in der Innenstadt an der Salzstraße eröffnet hat. Damit expandiert der Betreiber Timo Böß nun von Osnabrück nach Münster. „Cana“ – da geht’s irgendwie um Cannabis. Aber ist das überhaupt legal? Und wieso braucht man dafür einen Laden? Um das herauszufinden, haben wir Herrn Böß zu einem Interview getroffen.
Stadt4.0: Hallo Herr Böß. Wie sind Sie zu dem gekommen, was Sie heute hier machen?
Herr Böß: Ich arbeite seit drei Jahren in dem Unternehmen meines Vaters, das sich mit der Entwicklung von Vertriebskonzepten für andere Unternehmen beschäftigt. Aus diesem entstandenen Netzwerk sind wir zu dem Thema CBD gekommen. Und wir beschäftigen uns jetzt bereits seit anderthalb Jahren damit.
Stadt4.0: Ja, das ist ein gutes Stichwort – CBD. Ist bestimmt schwierig irgendwie. Man weiß ja auch gar nicht so genau, was das eigentlich ist.
Können Sie das mal verständlich erklären?
Herr Böß: Grundsätzlich ist CBD die Abkürzung für Cannabidiol – und ist neben 116 anderen Wirkstoffen – ein Wirkstoff aus der Hanfpflanze. Es ist neben THC, das ein High auslösen kann, der zweitgrößte Bestandteil der Hanfpflanze.
Stadt4.0: Und wie wirkt das so? Also ist das so die „ungefährliche kleine Schwester“ des THC? Sie sagen, es macht nicht high – was macht das CBD mit einem?
Herr Böß: CBD und THC sind ohne Frage die größten Bestandteile der Hanfpflanze. THC, haben wir ja schon gesagt, ist der berauschende Wirkstoff.
CBD wird gerne als beruhigender Wirkstoff deklariert. Das heißt, wir lösen mit unseren Produkten kein High aus. Wir erreichen eben nicht das, was der klassische Kiffer erreichen möchte. Sondern wir mit den CBD-Produkten erreichen eher die beruhigende Wirkung. Das heißt, wir lösen keinen Rausch aus, wir erreichen nicht das, was THC erreicht.
Stadt4.0: Ok, also zwischen CBD und THC gibt es einen klaren Unterschied, was die Wirkweise angeht.
Aber man hat ja trotzdem mitbekommen, es gab ja viele Probleme mit CBD in Deutschland. Gerade im Norden Deutschlands viele Razzien. Irgendwie hat die Polizei großes Interesse daran.
Wie ist denn die gesetzliche Lage da? Und hat auch die Polizei an Ihrem Gewerbe schon Interesse gezeigt? Haben sie sich Ihren Laden schon irgendwie genauer angeguckt?
Herr Böß: Die gesetzliche Lage ist leider sehr verzwickt und sehr ungeklärt in Deutschland. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir uns da in einer Grauzone mit unseren Produkten aufhalten, dennoch steht nirgendswo schwarz auf weiß geschrieben, was legal ist und was nicht legal ist. Wir mit unseren Produkten sind zu 100% zertifiziert und dementsprechend auch legal.
Zu den Razzien: Ja, es gab und gibt auch immer noch Razzien. Ein Großteil dieser Läden verfolgt aber nicht das gleiche Ziel, das was wir verfolgen. Das heißt, wenn man zu uns in den Laden kommt, sieht man ja alleine schon von der Aufmachung her – extrem hell, apothekenähnlich – wir wollen kein Kiffer-Shop sein, wir wollen auch nicht CBD nebenbei verkaufen, sondern jeder soll ruhig wissen, dass CBD unsere Hauptprodukte sind.
Trotz dessen, trotz unserer Aufmachung, trotz unseres medizinischen Aspektes: Ja, auch in Münster war am zweiten Tag die Polizei da, weil sie den Hinweis bekommen haben, dass hier Gras verkauft wird. Da konnten wir natürlich schnell entgegenwirken und konnten auch der Polizei erklären, was wir hier machen.
Sowohl in Osnabrück, als auch in Münster, haben wir präventiv mit der Polizei gesprochen - haben uns vorgestellt, haben unsere Zertifikate vorgelegt - haben all das getan, was man machen kann, um halt solchen Geschichten vorzubeugen. Jetzt war die Polizei trotzdem da. Aber auch da konnten wir ganz vernünftig erklären, was wir machen und dass hier eben kein Gras unter der Ladentheke verkauft wird.
Stadt4.0: Hat die Polizei den Laden richtig durchsucht?
Herr Böß: Nein, das waren zwei Streifenpolizisten, die interessehalber mal vorbeikommen wollten. Also es war keine Razzia, hier wurde nichts auf den Kopf gestellt. Sie waren eigentlich auch ganz interessiert. Wir haben erklärt, was wir machen und wir haben definitiv nichts zu verheimlichen. Wir verkaufen das, was wir verkaufen dürfen.
Stadt4.0: Wie viel CBD und THC, das sind ja die wichtigsten Bestandteile der Hanfpflanze, dürfen in Deutschland enthalten sein, damit das dann auch wirklich legal ist?
Herr Böß: Der maximale THC Gehalt, der erlaubt ist, liegt bei 0,2%. Also auch in unseren Ölen ist THC drin, allerdings mit der maximalen Dosierung von 0,2%. Mehr ist in Deutschland nicht erlaubt. Die maximale Dosierung von CBD liegt bei 15%, wenn wir ein Vollspektrum-Produkt anbieten - mit dann eben maximal 0,2% THC.
Das heißt, jeder Hersteller, der von sich behauptet ein Vollspektrum-Produkt mit allen Wirkstoffen anzubieten, kann faktisch den CBD Gehalt nicht über 15% kriegen, wenn er die Grenze von 0,2% THC einhalten möchte. Je höher der CBD Gehalt, desto höher ist auch der THC Gehalt. Heißt, wenn da ein Hersteller im Internet ein Vollspektrum-Produkt anbietet mit allen Wirkstoffen und 20% CBD, dann kann das gar nicht sein, weil er entweder den maximalen CBD Gehalt überschreitet oder er bietet kein Vollspektrum-Produkt an, in dem halt sowieso gar kein THC enthalten ist. Wenn man aber Vollspektrum-Produkte anbietet, kann man maximal 15% CBD erreichen.
Stadt4.0: Wie kann ich mich denn als Endkonsument vor Betrug schützen? Wenn jemand zum Beispiel ein Zertifikat fälscht oder einfach doch viel mehr CBD oder THC enthalten sind, als eigentlich zulässig ist?
Herr Böß: Es gibt Ratgeber, auch im Internet. Es gibt da ein paar gute Seiten, wo der Endkunde sich informieren kann über vernünftige Produkte. Diese Seiten sind unabhängig, die überprüfen die Hersteller und ihre Produkte. Da empfehlen wir unseren Kunden auch selber immer und immer wieder sich daran zu halten, sich da zu informieren.
Allerdings ist das eine berechtigte Frage - keine glasklare Antwort. Weil der Endkunde eben nicht weiß: Wo kaufe ich denn jetzt mein Öl? Es kommen zig Kunden in den Laden und sagen: Ja, ich habe mein Öl in Holland bestellt oder in Österreich und das ist immer noch nicht da. Kennen Sie den Hersteller? Die Seite ist gar nicht mehr aufrufbar. Da gilt es auch zu beachten, dass in diesen Ländern höhere Dosierungen zulässig sind, als in Deutschland. Und dieser CBD-Markt, dadurch, dass er so produktiv für viele ist, ist wirklich auch schwierig zu überblicken.
Stadt4.0: Wie heißen die Seiten auf denen ich mich über die CBD-Produkte informieren kann?
Herr Böß: Das ist einmal der cbdratgeber.de und das ist cannatrust.de - da gibt es wirklich gute Informationen, auch über CBD im Allgemeinen. Was kann CBD? Was kann CBD nicht? Das sind wirklich Seiten, die man empfehlen kann. Wo der Endkunde sich informieren kann.
Oder einfach bei uns in den Laden kommen, da wird er dann ja sowieso beraten.
Stadt4.0: Okay. Das heißt, sie versuchen sich rechtlich auf der sicheren Seite zu halten und wollen eigentlich die Kunden gut betreuen. Können Sie Ihr Konzept und das Ziel einmal klar und deutlich formulieren?
Herr Böß: Ja. Wir wollen auf jeden Fall versuchen den medizinischen Aspekt der Produkte in den Vordergrund stellen, das heißt, wir wollen nicht den klassischen Kiffer erreichen, wir wollen den Schmerzpatienten auf welcher Basis auch immer erreichen – egal, ob jung oder alt.
Und wir wollen eben eine Alternative zu der Pharmazie, zu der Schulmedizin und zu dem ganzen Chemiekram bieten, um den Leuten einfach eine Alternative zu bieten, die zudem auf rein pflanzlicher Basis da ist, die auch nicht so schädlich ist, wie viele andere Medikamente.
Stadt4.0: Sie bewerben ja Ihr Produkt auch. Sie stellen das CBD vor. Da ist aufgeführt, was das alles tolles kann – es scheint ja irgendwie die Wunderwaffe gegen alles zu sein. Wie bewerten Sie das?
Herr Böß: Wir betonen immer und immer wieder auf unserer Homepage, dass es kein Wundermittel ist. In jedem Gespräch und auch in jedem Text, den wir schreiben, in denen wir über mögliche Wirkungen sprechen, reden wir eben über mögliche Wirkungen. Keinem Kunden wird etwas versprochen, sondern wir reden immer darüber, dass CBD viele Ansatzpunkte hat. Dass CBD vielen Leuten helfen kann, auf verschiedensten Ebenen. Das belegen Studien und das belegen unsere Erfahrungswerte - trotzdem versprechen wir niemandem was, wir empfehlen immer nur eine Tagesdosierung. Wir betonen auch immer wieder, dass die regelmäßige Einnahme auf Grund des rein pflanzlichen Produktes wichtig ist, damit sich der Körper erstmal daran gewöhnen kann.
Stadt4.0: Wem würden Sie die Einnahme von CBD empfehlen?
Herr Böß: CBD schadet erstmal keinem. CBD ist gerade für den Schmerzpatienten, beziehungsweise für den Menschen der Probleme hat geeignet - und angefangen mit Schlafstörungen, über Migräne, bis hin zu Multiple Sklerose - also das Feld ist wirklich riesig. Am Ende des Tages kann es jeder nutzen. Aber natürlich ist es eher für den Menschen, der in irgendeiner Art und Weise Probleme hat.
Stadt4.0: Und gibt es da auch Bedenken?
Herr Böß: So wenig klar, wie ich es bei der Empfehlung sagen darf, kann ich es beim Thema Nebenwirkungen deutlich machen: Nein, es gibt keine Nebenwirkungen bei der Einnahme von CBD. Es sei denn eine Person hat eine Allergie gegen unser Trägerprodukt, das Hanföl - ist also gegen die Hanfpflanze allergisch. Dann sollte er unsere Produkte natürlich nicht verwenden. Aber das ist ja wie mit jeder Allergie. Wenn ich gegen Schokolade allergisch bin, dann sollte ich die auch nicht unbedingt essen.
Stadt4.0: Das klingt interessant. Vor allem, dass es potentiell bei vielen verschiedenen Beschwerden helfen soll.
Was wünschen Sie sich denn für die Zukunft in Bezug auf die Cannabispflanze für Deutschland?
Herr Böß: Komplette Legalisierung - weil die aktuelle Situation in Deutschland zeigt, egal ob man über das CBD Thema spricht oder die Cannabispflanze allgemein, dass wir hinter anderen Ländern noch deutlich zurückhängen.
Eine Legalisierung macht es für uns einfacher, dann könnten wir zum Beispiel auch Blüten verkaufen. Am Ende des Tages macht es glaube ich Vieles einfacher und Deutschland ist da einfach zu engstirnig in dieser Geschichte. Aber ich denke, dass es sich über kurz oder lang ändert und dass die Menschen dann auch ein bisschen offener sind.
Stadt4.0: Ja, das muss man mal beobachten, wie Deutschland da weiterhin mit dem Thema Cannabis verfahren wird. Aber bei „CanaLine“ kann man jetzt erstmal ganz legal CBD-Produkte ausprobieren und sich ausführlich zu dem Thema beraten lassen.
Vielen Dank für das freundliche Gespräch, Herr Böß!